Tierische Notnahrung – Insekten & Larven
Insekten und Larven sind in vielen Landschaften die stabilste tierische Nährstoffquelle. Sie liefern je nach Art beachtliche Mengen an Fett und Protein, sind vielerorts leicht zu beschaffen und benötigen wenig Ausrüstung. Entscheidend sind sichere Erkennung, effiziente Fangtechnik, konsequente Hitzebehandlung und schlichte Feldaufbereitung, die Sand, Stacheln, Haare und Bitterstoffe entfernt. Im Folgenden stehen nicht Rezepte im Vordergrund, sondern praxistaugliche Handgriffe, Ertragslogik und Risiken.
Heuschrecken & Grillen (Orthoptera)

Heuschrecken, Feldheuschrecken und Grillen sind groß genug für spürbaren Ertrag. Sie ruhen kühl am Morgen und werden in der warmen Mittagszeit aktiv. Die Flügel und Sprungbeine sind hart und sollten vor dem Verzehr entfernt werden. Nach kurzer Hitzebehandlung verlieren sie das „Grasige“ und sind neutral-nussig.
- Morgendlicher Kammzug: Mit einem leichten Tuch oder Beutelnetz kniehoch durch Tauwiesen streifen; Tiere fallen ins Tuch.
- Randabfegen: Entlang von Wegrändern und Brachen mit einem Ast die Vegetation ausfegen, am Tuchsaum ablesen.
- Abendliche Lichtfalle: Flache Schale mit Wasser am Boden, dahinter eine helle Stirnlampe oder Kerze; Tiere springen ins Licht, prallen ab und lassen sich greifen.
- Grillengänge: Pfeifende Männchen orten, Gang mit Grashalm reizen; beim Herauskommen schnell abdecken.
- Aufbereitung: Flügel, Hinterbeine und harte Mundwerkzeuge abdrehen; kurz wässern, dann in kochendes Wasser geben und anschließend trocken rösten.
- Nährwert grob: 140–200 kcal/100 g gegart, 18–25 g Protein; Trockenmasse deutlich energiereicher.
- Ertragssignale: Ruhephasen in Kälte, hohe Dichte auf mageren, sonnigen Wiesen; akustische Ortung bei Grillen.
Schritt | Aktion | Erfolgskriterium | Hinweis |
---|---|---|---|
1. Zeitwahl | Morgen/Abend | Trägere Tiere | Tauwiesen bevorzugen |
2. Sammeln | Tuch/Beutelnetz | Viele Tiere je Zug | Gegen den Wind arbeiten |
3. Säubern | Wässern | Sand sinkt ab | 2–3 Wasserwechsel |
4. Vorbereiten | Flügel/Beine ab | Weniger Chitin | Pinzettengriff |
5. Erhitzen | Kochend 5–10 min, dann rösten | Durchgegart, knusprig | Geruch neutral |
Heuschrecken-Ertragsrechner
Ergebnis: –
Gewichte variieren stark nach Art, Alter und Trocknungsgrad.
Käferlarven in Holz & Boden (Coleoptera, v. a. Engerlinge)

Große Engerlinge liefern viel Fett und Protein. In verrottendem Holz oder humosen Böden sind sie träge und leicht zu bergen. Larven aus frisch behandelten Obstwiesen und Gärten meiden. Bei sehr großen Larven lohnt sich das Entfernen des Darms.
- Stumpf prüfen: lose, feucht, mit Specht- oder Käferlöchern; Harzgeruch deutet eher auf lebendes Holz.
- Keil und Stock: mit Holzkeil lockere Schichten schälen, keine Metallklinge nötig.
- Ertrag steigern: akustisch hohl klingende Stücke zuerst öffnen; Fraßmehl und Kotgänge sind gute Indikatoren.
- Aufbereitung: Erde abspülen; Kopfkapsel entfernen; Darmstrang optional ausstreifen; in kochendem Wasser garen und anschließend rösten.
- Nährwert grob: 180–260 kcal/100 g gegart; hohes Fett je nach Art.
- Textur: geröstet nussig; roh mehlig und riskant wegen Keimen.
Fundort | Signal | Werkzeug | Hinweis |
---|---|---|---|
Totholz/Stubben | Fraßmehl, Gänge | Holzkeil, Stock | Feucht-warmes Mikroklima bevorzugt |
Kompost/Laub | Wärme, Geruch | Hand, Astgabel | Saubere Quellen wählen |
Bodenwurzelraum | Aufgeworfene Gänge | Handspaten improvisiert | Nach Regen leichter |
Termiten & Ameisen (Isoptera, Formicidae)

Kolonieinsekten bieten planbaren Ertrag. Termiten in Holz und Erdhügeln; Ameisen in Hügeln, Baumspalten, unter Steinen. Säurearoma der Ameisen verschwindet nach dem Erhitzen weitgehend.
- Termiten-Rinne: Bau an einer Stelle öffnen, schräge Rinne aus Rinde anlegen, darunter Gefäß mit Wasser; verteidigende Tiere stürzen hinein.
- Ameisen-Schütteln: Ast mit Nest über breites Blatt oder Tuch schütteln, Tuch rasch zum Topf falten.
- Eier/Brut: Kammern in ruhigen, warmen Nestzonen; sehr nahrhaft, vorsichtig entnehmen und sofort erhitzen.
- Aufbereitung: in Wasser kurz abspülen; kochend garen; anschließend trocken rösten oder zerstoßen.
- Nährwert grob: 150–220 kcal/100 g gegart; Brut oft fettreicher.
- Besonderheit: Ameisensäure verfliegt mit Hitze; geschmacklich mild.
Problem | Ursache | Gegenmaßnahme |
---|---|---|
Sand/Erde im Topf | Unruhiges Ausschütten | Vorher in Wasser ausspülen, absetzen lassen |
Starker Säureton | Zu kurze Erhitzung | Länger köcheln, danach rösten |
Geringer Ertrag | Falsche Nestzone | Brutkammern suchen: warm, trocken, geschützt |
Aquatische Nymphen & Insekten (Eintagsfliegen-, Köcherfliegen-, Libellenlarven)

Wasserinsekten sind in sauberen Bächen und Teichen reichlich vorhanden. Nymphen verstecken sich unter Steinen, an Wurzeln oder in kleinen Röhren. Sie sind kompakt, lassen sich hygienisch besser spülen und liefern eine neutrale Basis nach der Hitzebehandlung.
- Gegen die Strömung knien, flache Schale stromab halten, Stein anheben und Tiere direkt in die Schale spülen.
- Pflanzenwurzeln auskämmen, Röhren (Köcher) vorsichtig öffnen.
- Mehrere Wasserwechsel in der Schale, bis kaum Schwebstoffe bleiben.
- Aufbereitung: gründlich spülen; in siedendem Wasser garen; Röhrenreste entfernen; anschließendes trockenes Rösten verbessert Haltbarkeit.
- Nährwert grob: 120–180 kcal/100 g gegart; niedriger Fettanteil, gutes Protein.
- Wasserqualität: nur klare, geruchsneutrale Gewässer verwenden.
Raupen (Lepidoptera) – selektiv und vorsichtig

Rauben liefern viel Substanz, bergen aber besondere Risiken. Warnfärbung, Brennhaare, bittere Pflanzengifte und Hautreizungen sind ein Thema. Nur glatte, unauffällige Raupen sammeln, vorzugsweise von neutralen Futterpflanzen wie Obst- oder Laubbäumen ohne Giftverdacht.
- Aufbereitung: mehrere Stunden in sauberem Wasser halten oder kurzfristig auf blättrige Kost setzen; Darm entleert sich. Danach gründlich spülen, kochen, optional häuten, dann rösten.
- Nährwert grob: 160–230 kcal/100 g gegart; je nach Fettanteil.
- Sensorik: gekocht neutral, geröstet nussig; Bitterkeit deutet auf falsche Art oder Futterpflanze hin.
Maden (Diptera) – nur mit strenger Hygiene

Fliegenlarven wachsen schnell auf proteinreichen Substraten. Sie können hohe Keim- und Toxinlast tragen. Nur frische, sauber abgesammelte Larven verwenden, intensiv spülen und lange erhitzen. Für viele Situationen gibt es sicherere Alternativen wie Heuschrecken oder Larven aus Holz.
- Aufbereitung: mehrfach in sauberem Wasser spülen, kurz salzen, wieder spülen; kochen, dann rösten.
- Hinweis: muffiger Geruch, Verfärbungen, schleimige Konsistenz sind Ausschlusskriterien.
Übersichten: Energie, Fanglogik, Zubereitung
Gruppe | Energie (kcal) | Protein (g) | Fett (g) | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Heuschrecken/Grillen | 140–200 | 18–25 | 5–10 | Flügel/Beine entfernen |
Käferlarven | 180–260 | 15–20 | 10–20 | Fettreich, Darmentleerung sinnvoll |
Termiten/Ameisen | 150–220 | 15–20 | 5–12 | Brut oft energiereicher |
Aquatische Nymphen | 120–180 | 16–22 | 3–6 | Sauberes Wasser nötig |
Raupen (glatt) | 160–230 | 14–20 | 8–14 | Nur unauffällige Arten |
Maden | 180–240 | 14–18 | 10–16 | Nur streng hygienisch |
Umfeld | Methode | Ertragspotenzial | Praxis |
---|---|---|---|
Wiese/Brachland | Tuch/Beutelnetz | Hoch | Morgens bei Tau, Wind nutzen |
Totholz/Stubben | Holzkeil, Aufhebeln | Mittel–hoch | Fraßmehl suchen, schichtweise arbeiten |
Bach/Flachwasser | Steine kippen, Schale stromab | Mittel | Mehrere Wasserwechsel, saubere Gewässer |
Kolonien | Termitenrinne, Nestschütteln | Hoch | Ruhig arbeiten, sofort erhitzen |
Nachtaktiv | Lichtfalle flach | Mittel | Hintergrund hell, Sammelschale davor |
Portionsabschätzung: Fangmenge → Kalorien
Ergebnis: –
Geputzte Masse bedeutet bereits ohne harte Teile (Flügel, Sprungbeine, Röhren).
Feldaufbereitung: sauber, heiß, schlicht
Einfache Abfolge erhöht die Verträglichkeit: sandfrei spülen, harte Teile entfernen, kochen oder in siedender Flüssigkeit ziehen lassen, danach trocken rösten. Salz, Asche oder saure Notkomponenten wie fermentierter Pflanzensaft sind optional und nicht notwendig für die Sicherheit. Wichtiger ist vollständige Garung.
Gruppe | Vorbereitung | Hitze | Optional |
---|---|---|---|
Orthoptera | Flügel/Beine ab, spülen | Kochen 5–10 min, rösten | Fein zerstoßen bei Bedarf |
Käferlarven | Kopf ab, Darm ggf. ausstreifen | Kochen 5–10 min, rösten | Fett kann austreten – auffangen |
Termiten/Ameisen | Mehrfach spülen | Kochen 5–10 min | Trocknen für Lagerung |
Aquatische Nymphen | Röhren/Anhaftungen ab | Kochen 5–10 min | Rösten für Aroma |
Raupen | Wässern, Darm entleeren | Kochen 10 min, ggf. häuten | Kurzes Rösten |
Maden | Intensiv spülen | Kochen 10 min, rösten | Nur sehr frisch verwenden |
Tempo-Tricks & Ertragslogik
- Kälte nützt: Morgenkühle macht Heuschrecken und Grillen langsam.
- Strukturen lesen: Fraßmehl im Holz, Ameisenstraßen, Vibrationen im Termitenbau sind sichere Hinweise.
- Masse statt Jagd: Kolonien, Matten in Wiesen, Totholz mit Mehrfachgängen liefern kalkulierbare Mengen.
- Wasser ist Werkzeug: schwemmende Reinigung spart Zeit und reduziert Sand.
- Hitze konsequent: erst garen, dann rösten – die Reihenfolge ist für Sicherheit und Haltbarkeit günstig.
Zeit → Portion (grobe Abschätzung)
Ergebnis: –
Werte sind konservativ und stark standortabhängig. Besserung bei Erfahrung und guten Habitaten.
Alle Angaben sind praxiskonservativ und schwanken stark mit Klima, Jahreszeit, Habitat und Erfahrung. Sicherheit geht vor: sauber spülen, vollständig durchgaren, hartes Material entfernen, zweifelhafte Arten meiden.