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Tierische Notnahrung – Insekten & Larven

Insekten und Larven sind in vielen Landschaften die stabilste tierische Nährstoffquelle. Sie liefern je nach Art beachtliche Mengen an Fett und Protein, sind vielerorts leicht zu beschaffen und benötigen wenig Ausrüstung. Entscheidend sind sichere Erkennung, effiziente Fangtechnik, konsequente Hitzebehandlung und schlichte Feldaufbereitung, die Sand, Stacheln, Haare und Bitterstoffe entfernt. Im Folgenden stehen nicht Rezepte im Vordergrund, sondern praxistaugliche Handgriffe, Ertragslogik und Risiken.

Gesundheitsrisiken minimieren: immer gründlich erhitzen (kochend mindestens 5–10 Minuten oder durchgaren/knusprig rösten), sichtbare Darminhalte bei größeren Larven entfernen, grell gefärbte und stark behaarte Raupen meiden, keine Tiere aus offenkundig belasteten Zonen sammeln (frischer Spritzstreifen, Klärteiche, Müllplätze). Bei bekannter Schalen-/Krebstierallergie besteht Kreuzreaktionsrisiko auf Insekten.

Heuschrecken & Grillen (Orthoptera)

Heuschreckenfang in einer Wiese mit einfachem Beutelnetz und niedriger Vegetation
Offene, sonnige Flächen liefern die besten Fangraten. Morgenkühle senkt Fluchtreaktionen.

Heuschrecken, Feldheuschrecken und Grillen sind groß genug für spürbaren Ertrag. Sie ruhen kühl am Morgen und werden in der warmen Mittagszeit aktiv. Die Flügel und Sprungbeine sind hart und sollten vor dem Verzehr entfernt werden. Nach kurzer Hitzebehandlung verlieren sie das „Grasige“ und sind neutral-nussig.

Fangmethoden, die ohne Spezialausrüstung funktionieren:
  • Morgendlicher Kammzug: Mit einem leichten Tuch oder Beutelnetz kniehoch durch Tauwiesen streifen; Tiere fallen ins Tuch.
  • Randabfegen: Entlang von Wegrändern und Brachen mit einem Ast die Vegetation ausfegen, am Tuchsaum ablesen.
  • Abendliche Lichtfalle: Flache Schale mit Wasser am Boden, dahinter eine helle Stirnlampe oder Kerze; Tiere springen ins Licht, prallen ab und lassen sich greifen.
  • Grillengänge: Pfeifende Männchen orten, Gang mit Grashalm reizen; beim Herauskommen schnell abdecken.
  • Aufbereitung: Flügel, Hinterbeine und harte Mundwerkzeuge abdrehen; kurz wässern, dann in kochendes Wasser geben und anschließend trocken rösten.
  • Nährwert grob: 140–200 kcal/100 g gegart, 18–25 g Protein; Trockenmasse deutlich energiereicher.
  • Ertragssignale: Ruhephasen in Kälte, hohe Dichte auf mageren, sonnigen Wiesen; akustische Ortung bei Grillen.
Vom Fang zur essbaren Portion
SchrittAktionErfolgskriteriumHinweis
1. ZeitwahlMorgen/AbendTrägere TiereTauwiesen bevorzugen
2. SammelnTuch/BeutelnetzViele Tiere je ZugGegen den Wind arbeiten
3. SäubernWässernSand sinkt ab2–3 Wasserwechsel
4. VorbereitenFlügel/Beine abWeniger ChitinPinzettengriff
5. ErhitzenKochend 5–10 min, dann röstenDurchgegart, knusprigGeruch neutral

Heuschrecken-Ertragsrechner

Ergebnis: –

Gewichte variieren stark nach Art, Alter und Trocknungsgrad.


Käferlarven in Holz & Boden (Coleoptera, v. a. Engerlinge)

Dickfleischige Engerlinge in angefaultem Totholz, freigelegt mit einem Holzkeil
Totholz, alte Baumstümpfe, kompostnahe Böden: wenige Treffer genügen für eine nahrhafte Portion.

Große Engerlinge liefern viel Fett und Protein. In verrottendem Holz oder humosen Böden sind sie träge und leicht zu bergen. Larven aus frisch behandelten Obstwiesen und Gärten meiden. Bei sehr großen Larven lohnt sich das Entfernen des Darms.

Totholztechnik:
  • Stumpf prüfen: lose, feucht, mit Specht- oder Käferlöchern; Harzgeruch deutet eher auf lebendes Holz.
  • Keil und Stock: mit Holzkeil lockere Schichten schälen, keine Metallklinge nötig.
  • Ertrag steigern: akustisch hohl klingende Stücke zuerst öffnen; Fraßmehl und Kotgänge sind gute Indikatoren.
  • Aufbereitung: Erde abspülen; Kopfkapsel entfernen; Darmstrang optional ausstreifen; in kochendem Wasser garen und anschließend rösten.
  • Nährwert grob: 180–260 kcal/100 g gegart; hohes Fett je nach Art.
  • Textur: geröstet nussig; roh mehlig und riskant wegen Keimen.
Schnelle Orientierung
FundortSignalWerkzeugHinweis
Totholz/StubbenFraßmehl, GängeHolzkeil, StockFeucht-warmes Mikroklima bevorzugt
Kompost/LaubWärme, GeruchHand, AstgabelSaubere Quellen wählen
BodenwurzelraumAufgeworfene GängeHandspaten improvisiertNach Regen leichter

Termiten & Ameisen (Isoptera, Formicidae)

Aufgebrochener Termitenbau mit Arbeiterinnen und Soldaten; improvisierte Rinne für das Einsammeln
Kolonien erlauben planbare Ernte: mit wenigen Handgriffen lässt sich Masse gewinnen.

Kolonieinsekten bieten planbaren Ertrag. Termiten in Holz und Erdhügeln; Ameisen in Hügeln, Baumspalten, unter Steinen. Säurearoma der Ameisen verschwindet nach dem Erhitzen weitgehend.

Erntetechniken:
  • Termiten-Rinne: Bau an einer Stelle öffnen, schräge Rinne aus Rinde anlegen, darunter Gefäß mit Wasser; verteidigende Tiere stürzen hinein.
  • Ameisen-Schütteln: Ast mit Nest über breites Blatt oder Tuch schütteln, Tuch rasch zum Topf falten.
  • Eier/Brut: Kammern in ruhigen, warmen Nestzonen; sehr nahrhaft, vorsichtig entnehmen und sofort erhitzen.
  • Aufbereitung: in Wasser kurz abspülen; kochend garen; anschließend trocken rösten oder zerstoßen.
  • Nährwert grob: 150–220 kcal/100 g gegart; Brut oft fettreicher.
  • Besonderheit: Ameisensäure verfliegt mit Hitze; geschmacklich mild.
Häufige Probleme schnell beheben
ProblemUrsacheGegenmaßnahme
Sand/Erde im TopfUnruhiges AusschüttenVorher in Wasser ausspülen, absetzen lassen
Starker SäuretonZu kurze ErhitzungLänger köcheln, danach rösten
Geringer ErtragFalsche NestzoneBrutkammern suchen: warm, trocken, geschützt

Aquatische Nymphen & Insekten (Eintagsfliegen-, Köcherfliegen-, Libellenlarven)

Köcherfliegenlarven in kleinen Kiesröhren unter einem Bachstein, freigelegt in flachem Wasser
Flache, saubere Bäche: Steine anheben, Tiere unter Wasser in ein Gefäß spülen.

Wasserinsekten sind in sauberen Bächen und Teichen reichlich vorhanden. Nymphen verstecken sich unter Steinen, an Wurzeln oder in kleinen Röhren. Sie sind kompakt, lassen sich hygienisch besser spülen und liefern eine neutrale Basis nach der Hitzebehandlung.

Sammeltechnik im Bach:
  • Gegen die Strömung knien, flache Schale stromab halten, Stein anheben und Tiere direkt in die Schale spülen.
  • Pflanzenwurzeln auskämmen, Röhren (Köcher) vorsichtig öffnen.
  • Mehrere Wasserwechsel in der Schale, bis kaum Schwebstoffe bleiben.
  • Aufbereitung: gründlich spülen; in siedendem Wasser garen; Röhrenreste entfernen; anschließendes trockenes Rösten verbessert Haltbarkeit.
  • Nährwert grob: 120–180 kcal/100 g gegart; niedriger Fettanteil, gutes Protein.
  • Wasserqualität: nur klare, geruchsneutrale Gewässer verwenden.

Raupen (Lepidoptera) – selektiv und vorsichtig

Grüne Raupen auf Laubblättern; einige mit deutlichen Haaren; Hand, die nur glatte, unscheinbare Tiere sammelt
Nur glatte, unauffällige Raupen von essbaren/neutralen Futterpflanzen. Stark behaarte oder grell gefärbte Arten meiden.

Rauben liefern viel Substanz, bergen aber besondere Risiken. Warnfärbung, Brennhaare, bittere Pflanzengifte und Hautreizungen sind ein Thema. Nur glatte, unauffällige Raupen sammeln, vorzugsweise von neutralen Futterpflanzen wie Obst- oder Laubbäumen ohne Giftverdacht.

Kritische Gruppen: stark behaarte Prozessionsspinner, grell gefärbte Arten, Raupen von toxischen Pflanzen. Unbekannte Raupen besser meiden. Handschutz nutzen.
  • Aufbereitung: mehrere Stunden in sauberem Wasser halten oder kurzfristig auf blättrige Kost setzen; Darm entleert sich. Danach gründlich spülen, kochen, optional häuten, dann rösten.
  • Nährwert grob: 160–230 kcal/100 g gegart; je nach Fettanteil.
  • Sensorik: gekocht neutral, geröstet nussig; Bitterkeit deutet auf falsche Art oder Futterpflanze hin.

Maden (Diptera) – nur mit strenger Hygiene

Madenansammlung an einem Köder, daneben ein Topf mit kochendem Wasser; Hinweis auf strengste Hygiene
Hohe Keimlast möglich. Wenn genutzt, dann nur frisch gesammelt, intensiv gespült und ausreichend erhitzt.

Fliegenlarven wachsen schnell auf proteinreichen Substraten. Sie können hohe Keim- und Toxinlast tragen. Nur frische, sauber abgesammelte Larven verwenden, intensiv spülen und lange erhitzen. Für viele Situationen gibt es sicherere Alternativen wie Heuschrecken oder Larven aus Holz.

  • Aufbereitung: mehrfach in sauberem Wasser spülen, kurz salzen, wieder spülen; kochen, dann rösten.
  • Hinweis: muffiger Geruch, Verfärbungen, schleimige Konsistenz sind Ausschlusskriterien.

Übersichten: Energie, Fanglogik, Zubereitung

Energie und Makros pro 100 g essbarem Anteil (starke Schwankungen möglich)
GruppeEnergie (kcal)Protein (g)Fett (g)Bemerkung
Heuschrecken/Grillen140–20018–255–10Flügel/Beine entfernen
Käferlarven180–26015–2010–20Fettreich, Darmentleerung sinnvoll
Termiten/Ameisen150–22015–205–12Brut oft energiereicher
Aquatische Nymphen120–18016–223–6Sauberes Wasser nötig
Raupen (glatt)160–23014–208–14Nur unauffällige Arten
Maden180–24014–1810–16Nur streng hygienisch
Womit in kurzer Zeit Masse zusammenkommt
UmfeldMethodeErtragspotenzialPraxis
Wiese/BrachlandTuch/BeutelnetzHochMorgens bei Tau, Wind nutzen
Totholz/StubbenHolzkeil, AufhebelnMittel–hochFraßmehl suchen, schichtweise arbeiten
Bach/FlachwasserSteine kippen, Schale stromabMittelMehrere Wasserwechsel, saubere Gewässer
KolonienTermitenrinne, NestschüttelnHochRuhig arbeiten, sofort erhitzen
NachtaktivLichtfalle flachMittelHintergrund hell, Sammelschale davor
Haltbarkeit ohne Ausrüstung: Gekochte und anschließend trocken geröstete Insekten lassen sich besser aufbewahren. Dünn ausbreiten, vollständig trocknen, dann dicht und dunkel lagern. Jede Restfeuchte führt zu Schimmel oder Insektenbefall.

Portionsabschätzung: Fangmenge → Kalorien

Ergebnis: –

Geputzte Masse bedeutet bereits ohne harte Teile (Flügel, Sprungbeine, Röhren).


Feldaufbereitung: sauber, heiß, schlicht

Einfache Abfolge erhöht die Verträglichkeit: sandfrei spülen, harte Teile entfernen, kochen oder in siedender Flüssigkeit ziehen lassen, danach trocken rösten. Salz, Asche oder saure Notkomponenten wie fermentierter Pflanzensaft sind optional und nicht notwendig für die Sicherheit. Wichtiger ist vollständige Garung.

Standardabläufe nach Gruppe
GruppeVorbereitungHitzeOptional
OrthopteraFlügel/Beine ab, spülenKochen 5–10 min, röstenFein zerstoßen bei Bedarf
KäferlarvenKopf ab, Darm ggf. ausstreifenKochen 5–10 min, röstenFett kann austreten – auffangen
Termiten/AmeisenMehrfach spülenKochen 5–10 minTrocknen für Lagerung
Aquatische NymphenRöhren/Anhaftungen abKochen 5–10 minRösten für Aroma
RaupenWässern, Darm entleerenKochen 10 min, ggf. häutenKurzes Rösten
MadenIntensiv spülenKochen 10 min, röstenNur sehr frisch verwenden
Unverträglichkeiten und Kreuzreaktionen: Personen mit bekannter Reaktion auf Krustentiere oder Hausstaubmilben können auch auf Insekten reagieren. Bei Kribbeln im Mund, Ausschlag, Atemnot sofort pausieren und Alternative wählen.

Tempo-Tricks & Ertragslogik

  • Kälte nützt: Morgenkühle macht Heuschrecken und Grillen langsam.
  • Strukturen lesen: Fraßmehl im Holz, Ameisenstraßen, Vibrationen im Termitenbau sind sichere Hinweise.
  • Masse statt Jagd: Kolonien, Matten in Wiesen, Totholz mit Mehrfachgängen liefern kalkulierbare Mengen.
  • Wasser ist Werkzeug: schwemmende Reinigung spart Zeit und reduziert Sand.
  • Hitze konsequent: erst garen, dann rösten – die Reihenfolge ist für Sicherheit und Haltbarkeit günstig.

Zeit → Portion (grobe Abschätzung)

Ergebnis: –

Werte sind konservativ und stark standortabhängig. Besserung bei Erfahrung und guten Habitaten.

Alle Angaben sind praxiskonservativ und schwanken stark mit Klima, Jahreszeit, Habitat und Erfahrung. Sicherheit geht vor: sauber spülen, vollständig durchgaren, hartes Material entfernen, zweifelhafte Arten meiden.


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Survival-Tipp

Nr. 3: Shelter – Standortwahl im Gelände

Weißt du schon? Der Standort eines Shelters entscheidet über Trockenheit, Wärme und Sicherheit. Senken speichern Kaltluft und Feuchtigkeit, während leichte Anhöhen in der Regel wärmer und trockener sind. Die Wahl des Platzes ist daher eine der wichtigsten Überlebensentscheidungen.

Praxis: Wähle eine leicht erhöhte Stelle, die vor Wind geschützt ist, aber nicht direkt am Hang liegt. Achte darauf, dass kein Totholz über dir hängt und keine Steinschlaggefahr besteht. Baue zuerst die Bodenisolation, mindestens zehn Zentimeter aus Laub oder Reisig, und richte den Eingang nach Lee. Danach folgt die Überdachung mit ausreichend Neigung, damit Regenwasser zuverlässig abläuft.

Typische Fehler: Aufbau in Mulden, unter morschen Ästen oder zu nahe am Feuer. Auch zu geringe Dachneigung ist ein häufiger Fehler.

Praxis-Tipp: Kontrolliere den Platz in der Dunkelheit mit Stirnlampe – viele Gefahren werden erst im künstlichen Licht sichtbar.