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Notnahrung an Gewässern – Rhizome, Pollen, Sprosse

Ufer- und Röhrichtzonen liefern in der Notküche die Stärke, die Wiesenkräuter oft nicht bieten. Rohrkolben und Schilf bergen Rhizom-Stärken, Pollen ergänzt als Mehlzusatz, Quecke bringt süßlich-malzige Röststoffe über ihre Rhizome, Klette bietet tiefreichende Speicherwurzeln. Wichtig sind sichere Bestimmung (Iris/Calla sind giftige Verwechsler), sauberes Wasser ohne Einleitungen sowie eine klare Prozesskette vom Ausgraben bis zur trockenen Mehlfraktion.

Recht & Ethik (DE): Ausgraben in Schutz- und Uferzonen oft untersagt. Rhizome/Wurzeln nur mit Erlaubnis und außerhalb sensibler Brutbereiche. Keine Ernte aus verschmutzten Gewässern.

Rohrkolben – Typha latifolia/angustifolia

Rohrkolbenbestand am Flachufer; kräftige, waagerecht wachsende Rhizome mit weißen Marksträngen
Mehrfachnutzen: Rhizom-Stärke, Frühlingssprosse („Cossack Asparagus“), Pollen als Mehlzusatz.

Rohrkolben ist ein Stärkereservoir im Sumpf. Kennzeichen: breite, bandförmige Blätter und der markante braune Kolben; die männliche Blüte sitzt getrennt oberhalb. Die Rhizome enthalten weiße, faserige Markstränge mit Stärke, im Winter und frühen Frühjahr am dichtesten. Später im Frühling lässt sich gelbes Pollenmehl vom Kolben ausschütteln. Junge Sprosse sind mild und gurkig.

Verwechslung: Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) – giftig; schwertförmige, gefaltete Blätter, gelbe Blüten, kein „Zigarren“-Kolben. Nur bei vollständigem Merkmalsbild ernten.
Vom Sumpf zur Stärke
SchrittWas tunErgebnisHinweise
1. AushebenRhizome im Flachufer freilegen, Stücke lösenGanze RhizomstückeNur saubere Standorte, Handschuhe
2. GrobreinigungIm Wasser schwenken, Erdanhaftungen abreibenSchlamm wegKein Ab- oder Brackwasser nutzen
3. AufschlussRhizome spalten, Mark herauskratzen/zerquetschenWeiße MarkfasernHolzige Außenhaut entfernen
4. AuswaschenMark in Wasser kneten, stehen lassenStärkesedimentFasern abschöpfen, Wasser wechseln
5. TrocknenSediment dünn ausstreichen, luft-/wärmetrocknenTrockene StärkeErst danach kurz rösten
6. NutzungAls Mehlzusatz/Bindung rösten/mahlenMild, sättigendMit Nuss/Samen kombinieren
PollenReife Kolben schütteln/siebenGelbes PollenmehlTrocken und sauber sammeln

Ration: Typha–Fladen (Pollen/Stärke)

  • Rohrkolben-Stärke 60 g ≈ 210–230 kcal
  • Pollen 10 g ≈ 35–45 kcal
  • Wasser 90–120 ml, Prise Salz; optional 10 g Fett ≈ 90 kcal

Vorgehen: Stärke, Pollen und Salz mischen, mit Wasser zu Teig rühren, flach drücken, trocken ausbacken und kurz nachrösten. Gesamt etwa 245–365 kcal.

Typha-Rhizome → trockene Stärke (Schätzung)

Ergebnis: –


Schilf – Phragmites australis

Gemeines Schilf mit hohen Halmen und dicken, kriechenden Rhizomen; braune Rispen im Spätsommer
Weit verbreitet; Rhizome mit Stärke, junge Sprosse essbar.

Gemeines Schilf bildet dichte Bestände mit hohen Halmen und weitreichenden Rhizomen. Nach Zerkleinern und Auswaschen entsteht eine feine Stärkefraktion, junge Sprosse im Frühjahr sind mild und knackig. Reife Samen sind klein und aufwendig zu gewinnen und spielen in der Notküche nur eine Nebenrolle.

Minimalprozesse
TeilVerfahrenErfolgHinweis
RhizomeWaschen, zerfasern, auswaschen, trocknenStärkesedimentAusbeute geringer als bei Rohrkolben
SprosseSchälen, kurz garenMild, süßlichNur sehr junge, weiße Basen
HalmeTechnik/SpießeStabilKein Nährwert

Ration: Schilfsprosse mit Nusskruste

  • Junge Sprosse 200 g ≈ 40–60 kcal
  • Hasel- oder Walnuss 30 g ≈ 190–210 kcal
  • Salz, Spur Säure

Vorgehen: Sprosse kurz dämpfen, Nüsse trocken rösten und darübergeben. Gesamt etwa 230–270 kcal.


Quecke – Elymus repens (Kriechendes Weizengras)

Quecke mit langen, gelblichen Rhizomen und knotigen Abschnitten; flache Blätter am Halm
Unerbittliches Unkraut und nützlich: geröstete Rhizome, einfacher Mehlzusatz.

Die langen, gelblichen Rhizome der Quecke sind leicht verfügbar. Nach gründlichem Waschen in kurze Stücke schneiden und schonend rösten, bis sie strohig-knusprig und leicht bräunlich sind. Das Ergebnis schmeckt süßlich-malzig und eignet sich als Getränkezusatz oder grob zermahlen als kleiner Mehlstrecker. Als alleinige Stärkequelle nur eingeschränkt geeignet.

Trockene Lagerung verbessert Haltbarkeit; erst nach dem Rösten mahlen.

Queckenrhizome – Röstertrag & Kalorien

Ergebnis: –


Klette – Arctium lappa (Wurzel im 1. Jahr)

Große Klette mit bodennaher Blattrosette und kräftiger Pfahlwurzel; klettende Fruchtstände im 2. Jahr
Pfahlwurzel im ersten Jahr: gekocht mild, leicht nussig.

Die Große Klette bildet im ersten Jahr nur eine Blattrosette ohne Stängel und Fruchtstände; dann ist die Pfahlwurzel saftig und gut nutzbar. Schälen, in Stifte schneiden, kochen oder braten. Im zweiten Jahr schießt die Pflanze, bildet klettende Körbchen, und die Wurzel verholzt.

Jahreslogik beachten
Merkmal1. Jahr (essbar)2. Jahr (verholzt)Hinweis
WuchsRosette, bodennahHoher Stängel, KöpfchenNur 1. Jahr ernten
WurzelSaftig, hellHolzigGründlich schälen
ZubereitungKochen oder BratenMit Fett und Säure abrunden

Ration: Klettenwurzel–Eintopf einfach

  • Gesäuberte Wurzelstifte 250 g ≈ 180–200 kcal
  • Grünbeilage (Brennnessel/Vogelmiere) 150 g ≈ 30–50 kcal
  • Optional 10 g Fett ≈ 90 kcal

Vorgehen: Wurzelwürfel in wenig Wasser garen, Grün kurz zugeben, abschmecken. Gesamt etwa 210–340 kcal.


Wasserlinsen – Lemna spp.

Dichte Matte aus Wasserlinsen auf einem stillen, klaren Gewässer
Proteinreiche Beikost, nur aus sehr sauberem Wasser.

Wasserlinsen können – gut gewaschen und kurz blanchiert – als proteinreiche Beikost dienen. Sie sind keine Stärkequelle und nur geeignet, wenn das Wasser klar, geruchlos und fern von Einleitungen ist. Sammeln mit feinem Sieb, mehrfaches Waschen ist Pflicht.

Hygiene: Hohe Keimlast in warmen, nährstoffreichen Tümpeln; Blaualgenblüten konsequent meiden. Nur an sehr sauberen Standorten ernten.

Verwechslungs- & Gefahrenmatrix (Uferpflanzen)

Schnellvergleich für die Feldansprache
MerkmalRohrkolben (Typha)Schwertlilie (Iris) – giftigScheinastrantia/Calla (Calla palustris) – giftig
Blüten/FruchtBrauner Kolben („Zigarre“)Gelbe IrisblüteWeiße Scheide, rote Beeren
BlattBandförmig, flachDeutlich gefaltet, schwertförmigBreit, pfeilförmig
StandortFlachwasser/SumpfUfer, ähnlichSumpfig, torfig
EssbarkeitRhizom, Pollen, Sprosse essbarGiftigGiftig

Übersichten: Saison, Nutzung, Aufbereitung

Deutschland – Tendenzen, lokale Abweichungen üblich
Art/TeilJFMAMJJASOND
Rohrkolben Rhizome
Rohrkolben Pollen
Schilf Rhizome
Schilf Sprosse
Quecke Rhizome
Klette Wurzel (1. Jahr)
Wasserlinsen
Einfach umsetzbare Verfahren im Feld
ProblemBeispieleTechnikPraxis
Schlamm/KeimeRhizome von Typha/SchilfMehrfaches AuswaschenKlares Wasser mit Wechseln; kein Brack-/Abwasser
FasrigkeitTypha-RhizomMark/Fasern trennenNur Sediment trocknen
Geringe AusbeuteSchilfLängere StandzeitAuswaschen, ruhen lassen, Sediment abnehmen
GiftverwechslungIris/CallaMerkmals-ChecklisteBei Zweifel nicht ernten

Survival-Praxis: Wasser, Energie, Sicherheit

Wasserqualität: nur klare, geruchsneutrale Standorte ohne Einleitungen oder Algenteppiche.
Energie: Rhizomstärken immer mit Nuss- oder Samenanteil verbinden – Bindung, Aroma und Kalorien.
Sicherheit: Uferzonen sind sensibel; kleinflächig arbeiten, Trittschäden minimieren, Brutzeiten respektieren.

Pollen-zu-Teig: Wie viel Pollen für einen Fladen?

Ergebnis: –

Pollen als Zusatz nutzen (Aroma, Farbe, Protein), nicht als alleinige Basis.


Konservierung & Haltbarkeit

  • Stärke trocknen: Sediment dünn ausstreichen, 35–40 °C lufttrocknen, dunkel und luftdicht lagern.
  • Rhizome rösten: malziger Duft statt Rauch; danach grob mahlen und trocken lagern.
  • Pollen: sofort sehr dünn ausbreiten und trocknen, dann dicht verpacken; feuchteempfindlich.

Ausbeuten schwanken stark mit Standort, Jahreszeit und Pflanzenteil. Hygiene hat Vorrang vor Ertrag.


Passender Kurs

Unsere Übersicht zeigt alle Überlebenstrainings an einem Ort, damit Sie ohne Umwege den passenden Kurs mit passender Ausrichtung auswählen können.: Kursübersicht öffnen

Survival-Tipp

Nr. 2: Wasser – Abkochen in der Höhe

Weißt du schon? In großen Höhen kocht Wasser bei niedrigeren Temperaturen. Auf 2.000 Metern erreicht es nur noch rund 93 °C, auf 3.500 Metern sogar nur etwa 89 °C. Diese Temperaturen reichen oft nicht aus, um Keime sofort zuverlässig abzutöten.

Praxis: Unterhalb von 2.000 Metern reicht eine Minute sprudelndes Kochen. Ab 2.000 Metern solltest du drei Minuten, oberhalb von 3.500 Metern mindestens fünf Minuten kochen lassen. Achte darauf, immer mit Deckel zu arbeiten, um Energie zu sparen und die Temperatur stabil zu halten. Trübes Wasser vorher filtern, damit die Hitze gleichmäßig wirken kann.

Typische Fehler: Nur leichtes Simmern statt richtiges Kochen, das Vergessen des Deckels oder das direkte Erhitzen von trübem Wasser. All das verringert die Wirksamkeit.

Praxis-Tipp: Schmelze Schnee zunächst vorsichtig an, bevor du ihn erhitzt – so schützt du dein Gefäß und sparst wertvollen Brennstoff.