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Feuerstahl richtig nutzen: Zunder, Technik bei Nässe, sicherer Feueraufbau

Ein Feuerstahl liefert nur die Wärmeimpulse. Entscheidend für eine stabile Flamme sind Zunderstruktur, Funkenführung, ein vorbereiteter Brennraum und ein geplanter Übergang auf Feinholz und Leisten. Dieser Leitfaden erklärt Material, Zunderkunde, sichere Techniken, robuste Varianten bei Nässe und Wind, passende Feuerarten sowie Fehlerdiagnose. Ziel ist eine wiederholbare Routine, die im deutschen Mittelgebirgs- und Flachlandklima funktioniert.

Grundprinzip: Arbeitsplatz trocken aufbauen, Zunder fein strukturieren, Funken gezielt in eine Mulde ziehen, Glut ruhig entwickeln, Flamme auf Feathersticks umsetzen, Feuerart dem Zweck anpassen, Spuren minimieren.

1) Kurz zur Funktion und zu den Werkzeugen

Moderne Feuerstähle bestehen aus Ferrocerium. Beim Abziehen reißen kleine Partikel ab, die an Luft sehr heiß verbrennen. Je sauberer die schabende Kante, desto mehr Partikel mit ausreichend Temperatur gelangen in die Zundermulde. Weichere Legierungen erzeugen viel Funkenmasse bei höherem Verbrauch, härtere halten länger, liefern aber oft weniger Masse pro Zug. Ein Stabdurchmesser von acht bis zehn Millimetern ist ein guter Kompromiss für Training und Nässe.

Als Schaber eignet sich der mitgelieferte Striker oder der Rücken eines Messers, sofern dieser im Bereich von 90 Grad scharfkantig abgezogen wurde. Die Schneide bleibt unbenutzt. Eine kleine Metallsägeblattkante funktioniert ebenfalls, erzeugt aber oft einen nervöseren Funkenflug. Wichtig ist die Kontrolle der Funkenrichtung: Sie sollen in einer Mulde landen und Wärme lokal halten.


2) Arbeitsplatz, Sicherheit und Winddisziplin

Ein fester, trockener Untergrund verhindert, dass Zunder und Kleinmaterial im Laub versinken oder von Feuchtigkeit durchziehen. Eine dicke Rinde, ein flacher Stein oder eine improvisierte Unterlage aus übereinandergelegten Stäben eignen sich als Plattform. Die Funkenrichtung zeigt weg von Ihrem Körper. Halten Sie Ärmel und Handschuhe trocken. In der Nähe von Wurzeln, Torfschichten und Moor setzen Sie kein offenes Feuer, da tiefliegende Glut schwer kontrollierbar ist. Bei Wind hilft ein niedriger Schild aus Rinde oder Steinen auf der Luvseite; der Feueraufbau beginnt immer im Windschatten.

Für Training lohnt sich eine Routine mit klarer Reihenfolge: Plattform legen, Windrichtung festlegen, Materialstufen sortieren, Zundermulde vorbereiten, Funkenführung trainieren, erst dann entzünden. Wenn Sie zuerst zünden und dann Material suchen, verlieren Sie Wärme und Nerven.


3) Zunderkunde für Mitteleuropa

Zunder ist kein einzelnes Material, sondern eine Struktur. Der Funke muss in feinsten Fasern landen, dort Wärme halten und benachbarte Fasern über ihren Flammpunkt heben. Grobe Fasern leiten Wärme ab, zu stark verdichtete Bündel ersticken die Glut. Bewährt hat sich ein mehrlagiger Aufbau: außen längere, luftige Fasern; innen sehr feiner Staub als Fangbett.

Geeignete Zunder, Aufbereitung und Praxisnutzen. Alles funktioniert zuverlässiger, wenn es trocken vorbereitet wird.
MaterialTrockenNässeAufbereitungBemerkungen
Birkenrinde sehr gut gut äußere Schicht mit Messerrücken zu Staub und Locken schaben eigene Harze; Staub bildet ideales Fangbett
Harzholz aus Nadelstümpfen sehr gut sehr gut harzreiches Kernholz freilegen, Harzstaub schaben funktioniert auch nach Regen, sehr heiß
Zunderpilz, Amadu-Schicht gut mittel Innenlage abtrennen, ausklopfen, stark aufrauen vorbereitet zuverlässig, roh oft zäh
Jute- oder Hanffasern sehr gut mittel aufzwirbeln, fein ausfasern, innen Staub als Vorrat mitführen, trocken lagern
Baumwolle, Watte sehr gut gut aufbauschen, Oberfläche vergrößern mit Vaseline als Langbrenner einsetzbar
Magnesiumspäne sehr gut gut erbsengroßen Haufen schaben, sofort entzünden windempfindlich, nur im Windschatten dosiert nutzen

3.1 Das Zunder-Bundle korrekt bauen

Die Größe liegt zwischen Walnuss und Golfball. Außen lockere, längere Fasern, innen eine deutliche Mulde aus sehr feinem Staub. Diese Mulde ist das Fangbett für die Funken. Ein kurzer Atmungstest hilft: leicht hineinblasen, der Ball klingt hörbar, bäumt sich aber nicht auf. Wenn Sie zu dicht pressen, ersticken Sie die Glut. Wenn Sie zu locker bauen, verlieren Sie Wärme an die Umgebung.

3.2 Vorbereitung bei Nässe

Unter alten Fichten, in Wurzelhöhlen und unter überhängenden Felsen finden sich trockene Streu und Späne. Selbst bei Regen bleibt das Kernholz trockener Äste verwendbar. Spalten Sie feuchte Äste der Länge nach auf, gewinnen Sie Splints aus dem Inneren und schaben Sie aus dem trockenen Kern feine Locken. Harzstaub ist der verlässlichste Booster, wenn Fasern Restfeuchte haben. Bei Dauerfeuchte lohnt es, Zunder und Harz in einer dichten Dose im Rucksack trocken zu führen.


4) Technik der Funkenführung: 45°-Winkel, kontrollierter Druck mit beiden Daumen

Ausgangslage: Der Feuerstahl (Light my Fire) liegt locker in der linken Hand und steht nahezu senkrecht direkt im Zundernest. Der Schaber befindet sich in der rechten Hand; beide Daumen drücken auf Schaber/Daumenmulde, um den Druck stabil zu führen.

Feuer mit Firesteel beim Survival Training
Handhaltung und 45°-Druck mit beiden Daumen: Feuerstahl bleibt ruhig, Schaber drückt kontrolliert.

Ausführung: Die Schabkante wird in einem Winkel von etwa 45° an den Feuerstahl gesetzt. Mit kontrolliertem, gleichmäßigem Druck wird der Schaber vom Griffende des Feuerstahls bis kurz vor die Stabspitze gedrückt– ohne Ziehen und ohne hektisches Sägen. Dadurch fliegen die Funken gebündelt und kräftig direkt in das Zundernest, während der Feuerstahl selbst ruhig und fast senkrecht im Zunder verbleibt.

Häufige Fehler: Zu flacher Winkel → „kühle“ Funken; zu starker Druck → tiefe Riefen, aufgewirbelter Zunder; unruhiges Ruckeln → Funken streuen vorbei. Besser sind zwei bis drei ruhige Druckbewegungen mit sauberem 45°-Winkel. Bei kleinem Zundernest kurze, präzise Druckwege; bei größerem Zunder kann der Druckweg länger sein – der Feuerstahl bleibt dabei stabil im Zunder.

4.1 Magnesium und Vaseline-Watte als Reserve

Magnesiumspäne verbrennen sehr heiß und überbrücken feuchte Übergänge, reagieren aber empfindlich auf Wind. Schaben Sie eine erbsengroße Menge direkt in die Zundermulde und entzünden Sie sie ohne Verzögerung. Vaseline-Watte arbeitet als Langbrenner für die Übergabe von Glut auf Feathersticks. Beides sind sinnvolle Reserven, ersetzen aber keine saubere Zunderstruktur.


5) Feathersticks und Feinholzstaffel

Feathersticks sind schmale Leisten mit langen, dünnen Locken. Sie vergrößern die Oberfläche und nehmen Flamme zuverlässig an. Sie entstehen aus trockenem Kernholz. Das Messer führen Sie flach, der Druck kommt aus dem Handballen, die Leiste bleibt an Ort und Stelle, die Locken bleiben an der Leiste hängen. Ziel ist ein dichter Kragen aus Locken, der bei der Übergabe nicht auseinanderfällt.

Legen Sie direkt neben dem Zunder drei vorbereitete Stapel: Feathersticks, Splints in Bleistiftstärke und Leisten in Fingerstärke. Sobald die ersten Flammen stehen, setzen Sie das Zunderbündel auf die Feathersticks, geben Luft von unten und wechseln dann zügig auf Splints und Leisten. Der Wechsel erfolgt in ruhiger Reihenfolge, nicht im Hauruck. Wenn Sie zu früh zu grob werden, ersticken Sie die Flamme. Wenn Sie zu lange mit Feinmaterial hantieren, verbrennen Sie es, ohne ein Glutbett zu bilden.

Zundervorbereitung beim Survival Training
Vorbereitung von Zunder in verscheidenen Größen

6) Nässe, Winter und Wind: robuste Varianten

Nasses Laub und feuchter Boden ziehen Energie aus der Flamme. Deshalb entsteht das Feuer auf einer erhöhten Plattform. Das können nasse Scheite sein, die quer gelegt werden, oder grüne Stangen. So bleibt Luft unter der Flamme, und die Glut sinkt nicht ein. Ein niedriger Reflektor aus feuchten Stämmen auf der Windseite hält Wärme im Brennraum. Bei Schnee bauen Sie zuerst eine isolierende Schicht aus grünen Stangen, darauf entsteht das Feuer.

Bei Dauerfeuchte hat harzreiches Holz den größten Wert. Risse in alten Kiefernstümpfen führen oft zu gelblich schimmerndem Kernholz mit Harzgeruch. Daraus lassen sich Splints und Harzstaub gewinnen. Wenn es stark weht, bauen Sie den Zunder enger, streuen Harzstaub in die Mulde und arbeiten die Funkenführung so nah wie möglich am Material. Im Winter halten Sie die Hände trocken, wärmen den Feuerstahl in der Jackentasche an und arbeiten mit Handschuhen, die an den Fingerkuppen genügend Gefühl lassen.


7) Feuerarten sinnvoll wählen

Die Feuerart folgt dem Ziel. Für schnelles Kochen genügt ein kleiner Kamineffekt, für Wärme am Lager hilft ein langes Feuer oder ein Reflektor, für windige Bedingungen eignet sich ein bodennahes, gegen Zug abgeschirmtes Feuer.

FeuerartEinsatzAufbauBesonderheit
Lean-To schneller Start bei Wind schräge Leisten über Zunder als Dach schützt Flamme in der Frühphase
Tipi/Pyramide Kochen, Licht feine bis mittlere Stäbe im Kreis, Kaminzug nach oben leicht zu füttern, gut steuerbar
Langes Feuer Wärme zum Liegen zwei parallele Stämme, Glutbett dazwischen mit Reflektor sehr effizient
Dakota-Grube zugstabil, sparsam zwei Gruben mit Luftkanal nur im mineralischen Boden, keine Wurzeln
Schwedische Kerze langes Kochen gespaltener Stamm mit Luftkanälen ruhige Flamme, Werkzeuge nötig

8) Schrittfolge von Null zur stabilen Flamme

Schritt 1. Stellen Sie den Arbeitsplatz her. Legen Sie eine trockene Plattform, bestimmen Sie die Windrichtung, stellen Sie einen Schild auf. Legen Sie Materialstufen sortiert bereit: Zunderbündel, Feathersticks, Splints, Leisten.
Schritt 2. Formen Sie das Zunderbündel. Außen luftige Fasern, innen eine deutlich erkennbare Mulde aus sehr feinem Staub. Größe Walnuss bis Golfball.
Schritt 3. Üben Sie die Funkenführung. Setzen Sie die Stabspitze auf der Plattform knapp vor die Mulde. Stützen Sie die Schaberhand ab. Ziehen Sie zwei bis drei ruhige, kräftige Züge in die Mulde.
Schritt 4. Entwickeln Sie die Glut. Sobald Fasern rot glimmen, schließen Sie die Mulde leicht und blasen ruhig von unten an. Ziel ist ein wachsender Glutkern, nicht sofort hohe Flamme.
Schritt 5. Übergang. Setzen Sie das Bündel auf die Feathersticks. Geben Sie Luft von unten, dann Splints und Leisten zuführen. Erst wenn ein Glutbett steht, gehen Sie auf die gewählte Feuerart über.
Schritt 6. Stabilisieren. Sichern Sie die Luftzufuhr, pressen Sie den Brennraum nicht zusammen. Trocknen Sie feuchte Stücke nur am Rand und geben Sie sie erst später in die Hauptflamme.

9) Fehlerdiagnose und konkrete Abhilfe

Wenn Funken sichtbar sind, aber nichts greift, liegt es fast immer an der Zundermulde. Fehlt der Staub, verpufft die Wärme. Ist der Ball zu locker, entweicht die Energie in den Raum. Ist er zu kompakt, erstickt die Glut. Die Lösung ist das Nachschaben von feinem Staub, das lockere Schließen der Mulde und ein ruhiger Atem. Wenn Sie die Stabspitze nicht verankern, werfen Sie Funken über das Ziel. Hier hilft das bewusste Abstützen der Schaberhand auf der Plattform. Wenn eine Flamme kurz aufblitzt und sofort stirbt, fehlt die vorbereitete Feinholzstaffel. Ohne Feathersticks muss der kleine Flammenkegel zu früh grobes Holz aufheizen und bricht zusammen.

Bei Nässe versickert Wärme im Boden. Das Gegenmittel ist das Plattformfeuer und der gezielte Einsatz von Harzstaub. Bei Wind bauen Sie den Zunder enger, setzen den Funken im Windschatten und arbeiten die Flamme zügig in die vorbereitete Struktur. Wenn nur sehr wenige Funken entstehen, ist die schabende Kante stumpf. Ein kurzer Zug über eine Feile oder einen Stein stellt den 90-Grad-Winkel wieder her.


10) Sinnvolle Trainingsdrills

Drill eins: trockenes Setup auf Zeit. Ziel ist nicht Hektik, sondern ein sauberer Ablauf mit fester Reihenfolge.
Drill zwei: nasse Bedingungen simulieren. Zunder und Feathersticks aus gespaltenem Kernholz gewinnen und Harzstaub als Booster einsetzen.
Drill drei: Handschuhe und Wind. Mit leichten Handschuhen arbeiten, Windschutz stellen, Funkenführung im Windschatten trainieren.
Drill vier: Feathersticks in drei Dicken. Jeweils zehn Stück schneiden, die Übergabe üben und den Moment abpassen, in dem die Flamme stabil von selbst zieht.

Dokumentieren Sie die Zeiten vom ersten Funken bis zur stehenden Flamme. Wenn Sie die Übergaben sauber vorbereiten, sind Sie nicht schneller, weil Sie hetzen, sondern weil jeder Schritt bereits aufgebaut ist. Das ist im Kursbetrieb sichtbar und auf Tour entscheidend.


11) Sicherheit, Recht und Spurenarmut

Offenes Feuer ist in vielen Regionen reglementiert und vom Wetter abhängig. Arbeiten Sie bevorzugt auf mineralischem Boden, entfernen Sie organisches Material aus dem Brennraum und halten Sie Löschmittel bereit. In Trockenperioden weichen Sie auf Kocher aus. Nach dem Kochen oder Heizen wird die Glut vollständig erstickt, die Asche verteilt und die Stelle so hergestellt, dass keine Brandspuren bleiben. Wurzeln, Torf und Humus sind tabu, eine Dakota-Grube ist nur in wurzelfreien Mineralböden sinnvoll.

Spurenarmut beginnt bei der Materialwahl: Totholz vom Boden, stehendes Totholz nur dort, wo es erlaubt ist und keine Lebensräume zerstört werden. Frisches Grün verwenden Sie ausschließlich als Unterlage oder Reflektor, nicht als Brennstoff. Wenn Sie die Stelle sauber verlassen, reduzieren Sie Konflikte und schützen den Lebensraum.


12) Minimale Ausrüstung und sinnvolle Reserven

Ein solider Feuerstahl, ein Messer mit sauberer Rücken-Kante, eine kleine Feile, eine Unterlage, etwas Jute oder Watte als Trainingszunder und eine dichte Dose mit Harzstücken und Harzstaub sind die Kernteile. Magnesium ist Reserve für sehr nasse Bedingungen. In einem dichten Beutel lagern Sie Feathersticks und Splints, die bei Ankunft am Platz vorbereitet werden. Wenn Sie regelmäßig trainieren, reduzieren Sie den Verbrauch und erhöhen die Zuverlässigkeit deutlich.


13) Vom Feuer zur Anwendung

Für Kochen braucht es eine ruhige Flammzone. Ein kleiner, aufgeräumter Tipi-Aufbau mit gutem Kaminzug liefert die dafür nötige Konzentration. Für Wärme arbeitet ein langes Feuer entlang der Liegefläche. In nassem Gelände bleibt die Plattform bis zum Glutbett erhalten. Im Winter trocknen Sie Brennstoff am Rand, bevor er in den Kern darf. Erst wenn das System von selbst zieht, lehnen Sie sich zurück.


Passender Kurs

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Survival-Tipp

Nr. 188: Improvisierter Unterschlupf aus Ästen

Weißt du schon? Selbst ohne Plane oder Stoff kannst du mit Ästen und Naturmaterialien Schutz vor Wetter bauen.

Praxis: Wähle zwei stabile Bäume als Basis. Lege einen langen Ast als Dachfirst auf. Daran schräg Äste anlehnen, bis ein halbes Dach entsteht. Mit Laub, Gras oder Moos abdecken – je dicker, desto dichter. Achte auf Windrichtung und platziere Eingang abgewandt. Mit einer Bodenisolierung aus Zweigen oder Laub bleibt Körperwärme erhalten. Diese Form ist schnell gebaut und bietet ausreichend Schutz für eine Nacht.

Typische Fehler: Zu steiler Winkel, zu wenig Material oder Eingang in Windrichtung. Folge: Kälte, Nässe oder Einsturz.

Praxis-Tipp: Nimm dir Zeit für dicke Abdeckung – sie ist wichtiger als die Konstruktion selbst.