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Tarp-Setups bei Wind und Regen: A-Frame, Plow-Point & Sturmpitch

Dieser Leitfaden beschreibt belastbare Aufbauarten für ein quadratisches 3×3-Meter-Tarp bei Regen, Wind und nassem Schnee. Im Fokus stehen Materialverhalten, sinnvolle Abspanngeometrien, saubere Wasserführung, typische Fehlerbilder und praxistaugliche Anpassungen, wenn das Wetter dreht. Ziel sind ruhige Flächen, definierte Abflusslinien und ein Innenraum, der sich zum Arbeiten, Kochen und Schlafen bewährt.

Grundprinzip: Standort im Lee wählen, Wasserfluss von Beginn an mitdenken, die Luv-Kante niedrig und flach bauen, Abspannungen breit und mit flachen Winkeln setzen, Tropfschnüre vor der Tarpkante einplanen und erst Stabilität herstellen, dann an Komfort arbeiten.

Frame mit Dreibein am Eingang; dunkles Tarp, Laubboden.
A-Frame (zwei Varianten): links Firststange mit Zweibein, rechts Dreibein am Eingang. Symmetrische Firstform, offener Giebel; windseitig tiefer pitchen, leeseitig für Lüftung höher.

1) Material, Leinen, Grundbegriffe

Ein 3×3-Meter-Tarp bietet genügend Fläche für Solo-Setups mit guter Kopffreiheit und lässt sich bei reduzierter Öffnung auch zu zweit nutzen. Entscheidend für ein ruhiges Tuch ist das Zusammenspiel aus Gewebe, Beschichtung und gleichmäßiger Vorspannung. Silnylon ist zäh und abriebfest, dehnt sich bei Nässe spürbar und verlangt deshalb nach dem ersten Regenguss ein kurzes Nachspannen. Silpoly bleibt formstabiler, wodurch Firstlinien und Kanten im Regen länger in ihrer Geometrie bleiben. PU-Beschichtungen erhöhen die Reibung zwischen Stockspitzen und Tuch, können an engen Faltkanten aber schneller altern. Laminatmaterialien auf UHMWPE-Basis sind sehr formstabil und leicht, erfordern aber eine saubere Lastverteilung, da punktuelle Überlasten weniger verziehen. Unabhängig vom Material bestimmen verstärkte Abspannpunkte und breite Säume, wie gut die Last in die Fläche eingeleitet wird.

Die Leinenwahl beeinflusst Bedienbarkeit und Kantenruhe. Durchmesser von etwa 2,5 bis 3 Millimetern sind griffig, auch mit kalten Händen, und nehmen Korrekturen sauber an. Dünne, sehr zugfeste Leinen um zwei Millimeter sparen Gewicht, übertragen Kraft jedoch direkter und reagieren empfindlicher auf ungenau gesetzte Winkel. Heringe halten zuverlässig, wenn die Leine flach aus dem Boden läuft. Steile Züge hebeln den Pflock. In weichem Waldboden arbeiten V- und Y-Profile, auf hartem Untergrund greifen glatte Nägel zwischen Wurzeln und Steinen. Wo Heringe versagen, schafft ein quer eingegrabener Holzanker mit flacher Leinenführung eine großflächige Lastabtragung.

Quer eingegrabener Holzanker (Deadman) mit flacher Leinenführung: Rundholz in 30–40 cm Tiefe, Leine als Schlinge um das Holz, Erdreich/Steine als Gegengewicht
Erdanker (Deadman): Wo Heringe versagen, sorgt ein quer eingegrabener Holzanker mit flacher Leinenführung für großflächige Lastabtragung – ideal in weichem Boden, Sand oder Schnee.

Für A-Frame und Sturmpitch hat sich eine gespannte Ridgeline zwischen zwei Fixpunkten bewährt. Sie trägt den First, entkoppelt die Tarpgeometrie vom Baumabstand und ermöglicht eine exakte Positionierung der Tuchmitte. Guylines an Ecken und Mittelpunkten definieren die Flächen und damit den Abfluss. Kurze Tropfschnüre unmittelbar vor der Tarpkante sorgen dafür, dass Wasser außen abreißt und nicht entlang der Leinen in den Innenraum läuft.


2) Standort und Wasserführung

Ein geeigneter Platz liegt im Windschatten. Waldränder, Geländekanten und Baumgruppen brechen Böen, reduzieren Schlagregen und erzeugen gleichmäßigere Strömungen. Der Boden sollte frei von Rinnen, Senken und Altlaufspuren sein, in denen Wasser bevorzugt sammelt. Auf Hanglagen empfiehlt sich eine Stellung quer zur Falllinie, damit Niederschlag seitlich abgeleitet wird. Unter dichten Kronen verringert sich zwar der direkte Regen, dafür entstehen Tropfintervalle; der Schlafbereich wird daher nicht unter die äußere Tropfkante gelegt, sondern leicht versetzt.

Die Entwässerung entscheidet sich mit der Stellhöhe und der Linienführung der Kanten. Jede Fläche braucht einen klaren Tiefpunkt außerhalb der Nutzfläche. Taschen entstehen dort, wo Ecken unsymmetrisch stehen oder Mittelpunkte zu hoch gezogen werden. Wer die Luv-Seite niedriger baut und die Leeseite so öffnet, dass Luft zirkulieren kann, vereint Schutz, Abfluss und Belüftung. Der Kochbereich gehört in die gut belüftete Leeseite, damit Feuchte und Gase abziehen und Kondens begrenzt bleibt.


3) A-Frame (Firstaufbau)

Seite tiefer, Leeseite höher
A-Frame: klarer Arbeitsbereich, berechenbare Entwässerung. Luv-Kante tiefer, Leeseite für Luft höher.

Vorteile

Der A-Frame liefert eine übersichtliche Struktur mit guter Kopffreiheit und klarer Arbeitszone. Die Firstlinie ist leicht zu kontrollieren, die Flächen lassen sich schrittweise nachspannen und bei Bedarf mit einer mittigen Außenabspannung auf der Wetterseite beruhigen. Regen findet einen definierten Abfluss, und nasse Last lässt sich durch kurzes Ausschütteln oder Abklopfen entlasten.

Nachteile

Seitenwind kann in den Innenraum greifen, wenn die Luv-Seite zu hoch steht. Ein zu flacher First begünstigt Tropfen im Firstbereich, wenn sich Kondens sammelt. Beides lässt sich mit einer niedrigeren Luv-Kante, flach geführten Leinen und einer mittleren Abspannung auf der Wetterseite zuverlässig entschärfen.

Schrittfolge

Ridgeline zwischen zwei Fixpunkten in Brusthöhe spannen und eine Seite tiefer Richtung Boden führen. Eine straffe Linie erleichtert Ausrichtung und Abfluss.
Tarp mittig an der Ridgeline einhängen und so ausrichten, dass die Luv-Seite tiefer steht als die Leeseite.
Zuerst die Leeseite mit flachen Winkeln abspannen, anschließend die Luv-Seite tiefer nehmen und bei Bedarf mittig nach außen führen.
Tropfschnüre kurz vor der Tarpkante in die Abspannleinen setzen, damit Wasser sicher außen abreißt.

Fehlerdiagnose

Ein durchhängender First weist auf zu geringe Vorspannung oder nachgebende Verbindungen hin. Eine straffere Firstleine und eine kleine Reduktion der Firsthöhe stabilisieren die Linie. Dringt Regen seitlich ein, wird die Luv-Kante abgesenkt und die wetterzugewandte Fläche leicht eingedreht, bis der Luftstrom entlang der Plane abläuft. Bei Böen beruhigen flach geführte Mittelleinen die Feldmitte, ohne den Innenraum spürbar zu verkleinern.


4) Plow-Point (Pflugspitze)

Plow-Point (Pflugspitze): Rückseite bis zum Boden, eine Frontspitze erhöht an Stock oder Baum; windabweisender Keil mit ablaufendem Regen
Plow-Point (Pflugspitze): Rückseite komplett am Boden, Frontspitze hoch für Eingang. Sehr windstabil nach vorn, Regen läuft seitlich ab.

Vorteile

Der Plow-Point präsentiert dem Wind eine kleine Stirnfläche und schließt drei Seiten. Dadurch bleibt das Setup bei Schauerstaffeln und Böen ruhig. Die Entwässerung ist klar, weil die Fläche zur Rückseite hin einen eindeutigen Tiefpunkt bildet. Der Platzbedarf ist gering, was zwischen dicht stehenden Bäumen oder in unebenem Gelände Vorteile bringt.

Nachteile

Der Innenraum ist niedriger, und das Kochen ist komfortabel nur direkt vor der Öffnung. Die Ausrichtung auf die Hauptwindrichtung hat größeren Einfluss auf die Stabilität als bei offeneren Formen. Dreht der Wind, muss die Front nachgeführt oder die Öffnung seitlich ins Lee gedreht werden.

Schrittfolge

Die Luv-Ecke auf Schulter- bis Kopfhöhe an Stock, Ast oder Baum fixieren. Die Spitze zeigt in die Hauptwindrichtung.
Die seitlichen Kanten flach zum Boden führen, damit die Zugrichtungen gleichmäßig in das Tuch laufen und Flattern vermieden wird.
Die hintere Kante tief setzen, die Frontöffnung klein halten und konsequent ins Lee orientieren.

Fehlerdiagnose

Läuft Wasser zur Öffnung, fehlt ein definierter Tiefpunkt an der Rückseite oder die Front steht zu gerade. Ein leichtes seitliches Versetzen der Front und eine Tropfschnur an der vorderen Leine schaffen Abhilfe. Beginnt die Fläche zu arbeiten, stehen die seitlichen Leinen meist zu steil. Flacher gespannte Leinen und optional nachgerüstete Mittelpunkte an den Seiten stabilisieren die Form. In weichem Boden sichern Holzanker die Eckpunkte besser als kurze Heringe.


5) Sturmpitch (tiefer A-Frame)

Seite bodennah geschlossen, Leeseite nur handbreit offen; straffe Abspannungen im Regenwald
Sturmpitch (tiefer A-Frame): Ridgeline tiefer den über Boden, Luv-Kante dicht, Leeseite minimal offen für Abluft. Straff pitchen, Abspannwinkel flach halten.

Vorteile

Der Sturmpitch reduziert die Angriffsfläche auf ein Minimum und bleibt auch in Böenfeldern ruhig. Der Umbau gelingt direkt aus einem bestehenden A-Frame, indem die Firstlinie abgesenkt und die Luv-Kante nahe an den Boden gebracht wird. Flach geführte Sturmleinen verteilen Lasten gleichmäßig, Holzanker sichern die Ecken zuverlässig in weichen Böden.

Nachteile

Die Sitzhöhe ist gering, und die Kondensneigung ist höher als bei offeneren Stellungen. Eine geplante Lüftung an der Leeseite gehört deshalb fest zum Aufbau. Bei drehenden Winden muss die Leeseite als variabler Keil geführt werden, damit der Luftstrom stabil anliegt.

Schrittfolge

Die Ridgeline niedriger als beim A-Frame setzen und den Luv-Saum knapp über dem Boden führen.
Die Leeseite nur so weit öffnen, dass eine stetige Luftzirkulation entsteht. Mittlere Abspannpunkte auf beiden Seiten nach außen führen.
Sturmleinen an den Ecken flach ausleiten. In weichem Boden Holzanker quer unter der Oberfläche einsetzen, um Lasten großflächig einzuleiten.

Fehlerdiagnose

Tropft Kondens, fehlt meist eine kleine Lüftungsöffnung im Lee oder es fehlen Tropfschnüre an den Leinen. Ein schmaler Lüftungskeil, nachgerüstete Tropfschnüre und eine etwas höhere Vorspannung reduzieren Tropfenbildung deutlich. Beginnt die Fläche zu flattern, stehen die Mittelleinen häufig zu steil oder der First gibt nach. Flachere Züge und eine geringere Firsthöhe beruhigen das Tuch.


6) Vergleich

SetupStärkenGrenzenTypische Einsätze
A-FrameAllround, Kopffreiheit, klare ArbeitszoneSeitenwind bei zu hoher Luv-KanteTour, Lager, Ausbildung
Plow-PointSehr stabil bei Regen und WindKleiner Innenraum, genaue Ausrichtung nötigDauerregen, Böen, enge Stellplätze
SturmpitchMinimale Angriffsfläche, schnell adaptierbarGeringe Sitzhöhe, KondensneigungSturmnacht, Schauerstaffeln

Wer die Formen beherrscht, kann sie ineinander überführen, ohne das Lager neu zu setzen. Aus dem A-Frame wird durch Absenken der Firstlinie und Schließen der Luv-Seite ein Sturmpitch. Der Plow-Point lässt sich aus einer halben A-Frame-Geometrie ableiten, wenn die Front zur Spitze gedreht und die seitlichen Kanten flach geführt werden.


7) Entwässerung, Schnee, Details

Vier Fotopanele: Tropfschnur erzeugt definierten Wasserabriss; Schnee wird von der Tarpfläche abgeklopft; Kocher sicher auf der Leeseite platziert; Lüftungsspalt verhindert Kondens und führt Abgase ab.
Entwässerung, Schnee & Details: Tropfschnur direkt vor der Kante für sauberen Ablauf; bei Nassschnee flacher pitchen und Flächen regelmäßig abklopfen; Kochen nur gut belüftet auf der Leeseite; Lüftungsspalt und flache Abspannwinkel halten Kanten ruhig und den Innenraum trocken.

Innen bleibt es trocken, wenn außen ein klarer Weg für das Wasser besteht. Tropfschnüre unmittelbar vor der Kante erzeugen einen definierten Abrisspunkt und verhindern, dass Wasser entlang der Leinen nach innen läuft. Kanten arbeiten ruhig, wenn die Leinen in flachen Winkeln aus dem Boden geführt werden und Ecken auf einer Linie stehen. Bei Nassschnee hilft eine flachere Stellung, damit Last abrutschen kann; bevor der Schnee anfriert, werden die Flächen in Intervallen abgeklopft. Nach Lastwechseln lohnt ein kurzer Rundgang, bei dem Leinen nachgesetzt, der Tiefpunkt kontrolliert und die Lüftung im Lee an die Feuchte im Innenraum angepasst wird.

Beim Kochen unter dem Tarp steht Sicherheit vor Komfort. Der Brenner gehört in einen gut belüfteten Bereich der Leeseite, mit ausreichendem Abstand zu Stoff und Leinen. Eine halb geöffnete Leeseite reduziert Kondens, führt Abgase ab und hält die Temperaturen im Griff. Vor dem Verpacken wird das Tuch ausgeschüttelt und kurz gelüftet, damit eingeschlossene Feuchte nicht im Packsack verbleibt.


8) Checkliste

Windschatten wählen, die Luv-Kante niedrig führen und die Leeseite für Luftzirkulation öffnen. Leinen flach aus dem Boden leiten, Ecken auf Linie halten und einen klaren Tiefpunkt nach außen definieren. Tropfschnüre vor die Kante setzen. Mittelpunkte nur so weit ziehen, dass keine Wannen entstehen. Vor dem Schlafen die Abspannungen kontrollieren, am Morgen Kondens ausschütteln und das Tarp kurz lüften, bevor es verpackt wird.


Passender Kurs

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Survival-Tipp

Nr. 189: Erste Hilfe bei Knochenbrüchen im Fuß

Weißt du schon? Fußverletzungen sind besonders kritisch – ohne sichere Fortbewegung sinken Überlebenschancen erheblich.

Praxis: Verdacht: starke Schmerzen, Schwellung, Fehlstellung, Belastung unmöglich. Sofort ruhigstellen: Astschienen anlegen, bis oberhalb des Knöchels fixieren. Schuhe anlassen, wenn keine starke Verformung vorliegt – sie stabilisieren zusätzlich. Mit Stoff oder Bandagen fixieren, Bewegung vermeiden. Schmerz reduzieren durch Kühlung (Wasser, Schnee). Evakuierung so schnell wie möglich – Fußbrüche heilen schlecht ohne medizinische Versorgung.

Typische Fehler: Bruch belasten, Schiene zu locker oder zu straff binden, Schuhe vorschnell ausziehen. Folge: zusätzliche Verletzungen.

Praxis-Tipp: Dreiecktuch oder breiter Riemen macht Fußtransport einfacher – Opfer auf improvisierter Trage bewegen.