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Winlink verständlich erklärt – Von Null zur ersten Nachricht

Winlink ist E-Mail über Funk. Statt eines Internet-Routers benutzen Sie Ihr Funkgerät, ein Modem (Software oder Hardware) und – wenn vorhanden – ein Funk-Gateway (RMS) als Brücke ins Internet. Fällt das Internet aus, können zwei Funkstationen Nachrichten direkt austauschen (Peer-to-Peer). Dieser Leitfaden erklärt das Prinzip, führt Sie durch die nötige Ausrüstung und nimmt Sie bei den ersten Schritten mit: Nachricht schreiben, Pegel einstellen, erste Verbindung aufbauen und typische Fehler lösen.

Merksatz: Nachricht zuerst, Funkweg danach. Schreiben Sie eine kurze, strukturierte Meldung. Dann wählen Sie Band, Modus und Route (RMS oder P2P). Je einfacher die Nachricht, desto zuverlässiger die Übertragung und desto geringer der Energiebedarf.

Stellen Sie sich Winlink wie ein Postsystem vor, das zwei Wege kennt. Weg 1: Sie schicken Ihre E-Mail an ein RMS-Gateway. Dieses Gateway steht irgendwo, empfängt Ihre Nachricht per Funk und gibt sie über das Internet weiter – an normale E-Mail-Adressen oder an andere Winlink-Teilnehmer. Weg 2: Peer-to-Peer. Dabei funken zwei Stationen direkt miteinander, ohne Internet. Das ist ideal für Übungen, für den Notfall oder für abgelegene Regionen.

Winlink überträgt Text und einfache Formulare sehr effizient. Große Bilder, lange Anhänge oder „Schnickschnack“ kosten Zeit, Energie und Nerven. Im Einsatz zählen klare Botschaften: Wer? Wo? Was ist los? Was wird gebraucht? Was ist der nächste Schritt? Genau dafür sind die Winlink-Formulare gemacht.

Verbindung
Links der Weg über ein RMS-Gateway ins Internet, rechts Peer-to-Peer ohne Internet. Für Notfälle ist P2P der Fallback.

Erlaubte Inhalte (Beispiele)

  • Kurzmeldungen: Lage, Bedarf, Ressourcen, Ankunftszeiten.
  • Standardformulare (z. B. ICS-213, einfache Tabellen als .csv).
  • Kontaktlisten, Frequenz-/Zeitpläne, kurze Checklisten.

Keine vertraulichen Patientendaten ohne Freigabe, keine Verschlüsselung außerhalb erlaubter Ausnahmen des Amateurfunkrechts.


2) Voraussetzungen

Für Winlink brauchen Sie drei Dinge: ein Rufzeichen (Amateurfunklizenz), einen Computer oder Raspberry Pi mit Winlink-Software (z. B. Winlink Express oder Pat) und ein Funkgerät mit Audio-Schnittstelle. Dazu kommt eine passende Antenne (für regionale Verbindungen meist ein NVIS-Dipol auf 40/80 m) und Energie (z. B. 12 V LiFePO₄-Akku). Das ist alles – der Rest ist saubere Einstellung und Übung.


3) Funkwege verstehen: VHF/UHF, NVIS und Weitverkehr

Im Nahbereich können Sie Winlink über VHF/UHF als „Packet Radio“ nutzen – das ist energiesparend, aber auf Reichweiten im Orts- bis Regionalbereich begrenzt und hängt oft von Digipeatern/Relais ab. Für die Region (50–500 km) ist NVIS auf Kurzwelle ideal: Der Dipol hängt bewusst relativ niedrig, das Signal geht steil zur Ionosphäre und kommt fast senkrecht herunter. Hügel und Wälder dazwischen werden dadurch „überbrückt“. Für größere Abstände nutzen Sie höhere HF-Bänder, die – abhängig von Tageszeit und Sonnenaktivität – weite Strecken erlauben.

500 km
Niedrige Aufhängung (≈0,1–0,25 λ) erzeugt steile Abstrahlung. Ideal für regionale Notkommunikation.
HF vs. VHF/UHF – schnelle Einordnung
WegStärkenGrenzenTypische Nutzung
VHF/UHF (Packet)Energiesparend, einfachReichweite begrenzt, Infrastruktur nötigOrtsnahe Meldungen, Relais/Digipeater
HF (NVIS)Regional 50–500 km, robustMehr Antennenaufwand, tageszeitabhängigRegionale Notlage, RMS-Zugriff, P2P
HF (Weitverkehr)Überregional/InternationalAusbreitungsabhängig, mehr TuningRMS weit weg, Weitverbindungen

4) Erste Übung ohne Funk – Software & Nachricht

Starten Sie Winlink Express (Windows) oder Pat (Linux/Raspberry Pi). Tragen Sie Ihr Rufzeichen ein, richten Sie einen Test-Empfänger (z. B. eine zweite eigene Adresse) ein und erstellen Sie eine kurze Nachricht: ein klarer Betreff, 3–5 Zeilen Text, keine großen Anhänge. Speichern Sie die Nachricht zunächst lokal. So lernen Sie Struktur und Bedienung, ohne gleichzeitig Funkprobleme lösen zu müssen.

Aufbau einer Winlink-Nachricht: Betreff, Formularfelder, Text, Anhang minimal
Kurzer Betreff, standardisiertes Formular, Text nur als Fakten. So sparen Sie Funkzeit und Energie.

5) Windows Schritt für Schritt (VARA/ARDOP)

Benennen Sie Ihre Audio-Geräte verständlich („USB-Interface IN/OUT“), wählen Sie diese im Modem (VARA HF oder ARDOP) aus und verbinden Sie den Transceiver per CAT/PTT. Wichtig ist der Sendeton-Pegel: Senden Sie einen Testton und beobachten Sie die ALC-Anzeige am Gerät. Sie darf bei Datenbetrieb nur kurz zucken. Schlägt sie dauerhaft aus, ist der Pegel zu hoch – senken Sie die Lautstärke in Windows oder im Modem. Erst wenn die Modulation sauber ist, lohnt der Verbindungsversuch zu einem RMS.

Warum ALC wichtig ist

Zu viel Sendepegel = verzerrte Töne = Fehler = langsame Verbindung. Saubere Modulation ist entscheidender als pure Leistung.


6) Raspberry Pi/„Pat“ kurz erklärt

Pat liefert dieselbe Funktion wie Winlink Express, nur schlanker. Der Pi läuft stabil am Akku und verbraucht wenig Strom. Sie bedienen Pat in einem Browser, wählen ARDOP/VARA als Modem, setzen die gleichen Audio-Quellen/Senken und achten wieder auf die ALC. Für Übungsgruppen ist ein Pi praktisch: einschalten, Weboberfläche öffnen, funken.


7) Verkabelung & PTT – simpel halten

Audio-Eingang und -Ausgang zwischen Interface und Transceiver dürfen nicht vertauscht werden – markieren Sie die Stecker. PTT steuern Sie am besten per CAT oder separater PTT-Leitung; VOX nur als Notlösung. Kurze USB-Kabel und ein paar Ferritkerne helfen gegen Brummen und Störungen durch den Rechner oder das Netzteil.


8) Antenne & Dimensionierung – Faustformeln

Für einen Halbwellendipol gilt: L_s ≈ 71,25 / f(MHz) pro Schenkel. Auf 40 m (7,1 MHz) sind das rund 10 m je Seite. Für NVIS hängt der Dipol niedrig (≈ 0,1–0,25 λ). Das erzeugt den steilen Abstrahlwinkel, der Regionen zuverlässig abdeckt. Ein gutes SWR ist nett, aber die Geometrie und eine freie Aufhängung bringen die Reichweite.

NVIS – schnelle Praxiswerte
BandSchenkel (≈)Höhe (≈)Hinweis
80 m~ 19,5 m4–10 mNacht/Dämmerung stabil
60 m~ 15 m4–8 mAlltagstauglich, wenn erlaubt
40 m~ 10 m4–8 mTags oft erste Wahl

9) Erste RMS-Verbindung – Schritt für Schritt

Jetzt setzen Sie alles zusammen: Nachricht fertig schreiben, passendes Band nach Entfernung und Tageszeit wählen, Frequenz prüfen („Ist die Frequenz frei?“), Modem starten, ALC noch einmal checken und kurz verbinden (30–45 Sekunden). Klappt es nicht, wechseln Sie die RMS-Frequenz oder das Band. Nach erfolgreichem Senden kontrollieren Sie die Quittung und notieren Zeit, Band, Gegenstelle und Ergebnis im Log.


10) Peer-to-Peer (ohne Internet)

P2P ist Ihr Plan B. Zwei Stationen verabreden Band, Modus, Frequenz und Zeitfenster. Treffen Sie sich z. B. zu :10 und :40 jeder Stunde auf 40 m. Die Nachrichtenstruktur bleibt identisch. Wichtig ist Disziplin: kurzer Connect, bei Misserfolg Backoff, zweiter Versuch, Bestätigung und nächstes Zeitfenster festhalten.

P2P-Kurzprotokoll

  1. Fixe Zeiten (z. B. :10 & :40 jeder Stunde), Band nach Tageszeit.
  2. Kurzer Connect-Versuch, Backoff, zweiter Versuch.
  3. Bestätigung abwarten, Log führen, nächstes Fenster bestätigen.

11) Nachrichtenstruktur & Formulare

Schreiben Sie Betreffzeilen, die man später filtern kann: ORT – Datum/Zeit (UTC) – Kategorie – Kurzinhalt. Füllen Sie die Formularfelder sauber aus und halten Sie Fließtext kurz (5–7 Zeilen). Anhänge nur, wenn sie wirklich notwendig sind – am besten als .txt oder .csv. Große PDFs und Bilder kosten viel Sendezeit und helfen im Einsatz selten.

Beispiel-Betreff & Text
ElementBeispielWarum so?
BetreffERZGEBIRGE – 03OCT 1800Z – LAGE – Straße L235 freiOrt/Zeit/Kategorie sind filterbar
TextAbschnitt Nord meldet: Straße L235 frei, einspurige Führung, Räumung läuft, nächster Status 1900Z.Kurz, eindeutig, maschinenlesbar

12) Energieplanung – simple Überschläge

Rechnen Sie grob: 20–40 W durchschnittliche Senderleistung, etwa 30 % Sendeanteil über 2 Stunden ergeben 12–24 Wh für den Transceiver. Mit Wirkungsgradverlusten und Reserve landen Sie bei 25–50 Wh. Ein kleiner Laptop braucht zusätzlich 10–25 Wh. Ein 12 V/10 Ah LiFePO₄-Akku (≈ 120 Wh) deckt das locker ab, inklusive Verbindungsversuchen und Puffer.


13) Störungen & schnelle Abhilfe

Fehlerbilder – Ursache – Maßnahme
ProblemWahrscheinliche UrsacheMaßnahme
Connect scheitertBand ungeeignet, Frequenz belegtBand wechseln (NVIS), RMS-Liste aktualisieren
Übertragung bricht abALC schlägt, ÜbersteuerungTX-Pegel senken, ALC nur kurz zucken lassen
Sehr langsamStörungen/QRMAntenne verbessern, Leistung moderat erhöhen, Modus wechseln (VARA/ARDOP)
PC stört FunkEMI über USB/NetzteilFerrite, anderes Netzteil, kürzere Kabel
Energie knappDuty-Cycle zu hochNachrichten bündeln, Anhänge minimieren, Ladephase einplanen

14) Checklisten

14.1 Vor dem Senden

  • Nachricht fertig (Formular/Betreff/Text kurz), Anhänge minimal.
  • Band/Modus nach Distanz & Tageszeit gewählt.
  • ALC/Audiopegel geprüft, TRX kühl, Antenne frei.
  • Energie: Akkustand ok? Ladeweg bereit?

14.2 Nach dem Senden

  • Quittung kontrolliert, ggf. Wiederholung geplant.
  • Logbucheintrag: Zeit, Band, Gegenstelle, Ergebnis.
  • Nächstes Zeitfenster fixiert (bei P2P).

15) Vier-Wochen-Übungsplan (kompakt)

Plan für Einsteigergruppen
WocheInhaltZiel
1Offline: Nachricht/Formulare, Betreff-System, LogsSaubere Meldungen
2Windows/Pat einrichten, Pegel/ALCStabile Modulation
3NVIS-Antenne, RMS-VerbindungErste echte Nachricht
4P2P-Zeitfenster, EnergiehaushaltInternet-freier Betrieb

16) Glossar in einfachen Worten

Kurzerklärungen – so, wie man sie im Einsatz wirklich braucht.

  • ALC: Automatische Pegelbegrenzung im TRX. Darf bei Daten nur kurz zucken.
  • ARDOP: Kostenfreies Software-Modem für Winlink.
  • Gateway/RMS: Funkknoten, leitet Mails ins Internet weiter.
  • NVIS: Steiler Abstrahlwinkel auf HF für 50–500 km.
  • P2P: Direkte Winlink-Verbindung zwischen zwei Stationen, ohne Internet.
  • VARA HF: Leistungsfähiges Software-Modem, weit verbreitet.

17) Interaktive Entscheidungshilfe

Band/Modus-Vorschlag und P2P-Zeitfenster. Ergebnisse sind Daumenregeln – reale Ausbreitung kann abweichen.


18) Kurz beantwortet

Kann ich ohne Internet arbeiten? – Ja, Peer-to-Peer mit Zeitfenstern.

Welche Antennenhöhe für NVIS? – Ungefähr 0,1–0,25 λ (80 m ≈ 4–10 m).

Reicht ein 0,1-µm-Filter … falscher Kontext – hier geht es um Funk. (Siehe Wasser-Artikel für Trinkwasser.)


Passender Kurs

Hier sehen Sie sämtliche Survival Angebote auf einer Seite: Grundlagen, Spezialkurse, Eltern-Kind, Frauen-Training sowie die individuellen Touren nach Schweden.: Alle Kursarten

Survival-Tipp

Nr. 206: Improvisierte Schneeschuhe mit Rinde

Weißt du schon? Auch ohne Äste kannst du Schneeschuhe improvisieren – dicke Rindenstücke helfen dir beim Gehen im Tiefschnee.

Praxis: Sammle breite, stabile Rindenstücke (Birke, Kiefer). Binde sie mit Schnur oder Ranken quer unter die Schuhe. Fläche so groß wie möglich wählen, um Gewicht zu verteilen. Für besseren Halt Löcher bohren und Schnürung durchziehen. Diese Schneeschuhe sind kurzlebig, aber reichen für einige Kilometer Marsch. Vorteil: schnell gebaut, auch ohne Werkzeug. Steife Rinde/Äste zu Rahmen binden und mit Querbindungen verstärken. Bindung mittig unter dem Schuh, Ferse beweglich lassen.

Typische Fehler: Rinde zu dünn, unregelmäßig gebunden oder zu kleine Fläche. Folge: Einsinken bleibt. Zu kleine Fläche, starre Fersenbindung, Bindepunkte fransen aus.

Praxis-Tipp: Kombiniere Rinde mit Astrahmen – so erhöhst du Stabilität und Haltbarkeit deutlich. Unterseite mit Reisig/Gewebe belegen – mehr Auftrieb, weniger Einsinken.