Not-Toilette anlegen – Standort, Tiefe, Entsorgung
Eine korrekt angelegte Not-Toilette schützt Gesundheit, Wasserqualität, Bodenleben und das Verhältnis zu Landbesitzern. Dieser Leitfaden erklärt Schritt für Schritt, wie ein Einzelplatz („Cat Hole“) und eine Gruppenlatrine („Trench“) geplant, angelegt und spurenarm zurückgebaut werden. Zusätzlich werden Alternativen wie das vollständige Mitnehmen („Pack-out“) beschrieben – wichtig in sensiblen Habitaten, im Winterboden, im Gebirge oder in Wüsten.
1) Standortwahl: Abstand, Mikrorelief, Boden
Der Standort entscheidet über Hygiene und Gewässerschutz. Wählen Sie eine Position, die deutlich abseits von Wasser liegt (Richtwert 70 m/200 ft und mehr) und außerhalb sichtbarer Abflusslinien. Eine Leelage hinter Vegetation oder kleinen Rücken mindert Geruch, Insektenflug und Sichtbarkeit. Der Platz sollte etwas erhöht sein, aber nicht auf Kuppen ohne Bodenauflage. Böden mit krümeligem, dunklem Oberboden („A-Horizont“) sind ideal – hier zersetzen Mikroorganismen organisches Material besonders schnell.
Kriterium | Geeignet | Ungeeignet |
---|---|---|
Abstand zu Wasser | ≥ 70 m, indirekte Fließwege meiden | Uferzonen, periodische Rinnen, Feuchtmulden |
Mikrorelief | leichte Erhöhung, Lee hinter Busch/kleinem Rücken | Senken, Hangfuß, ausgespülte Rinnen, Tierwechsel |
Boden | humusreich, krümelig, gut grabbar | Fels, extrem flachgründig, Permafrost, Sumpf, Sanddünen mit hoher Wind-Erosion |
2) Tiefe und Abmessungen: Warum 15–25 cm?
Die Zersetzung menschlicher Fäkalien erfolgt am schnellsten in der aktiven Oberbodenzone, in der Sauerstoff, Feuchte und Mikroorganismen zusammenkommen. Ein zu flaches Loch bleibt offen und lädt Insekten an; ein zu tiefes Loch (unterhalb der aktiven Zone) verlangsamt die Zersetzung stark. Bewährt hat sich daher eine Tiefe von 15–25 cm. Der Durchmesser sollte so groß sein, dass die Ablage das Loch nicht berührt (typisch 15–20 cm). In sehr lockeren Böden kann eine ovale Form stabiler sein.

3) Schritt-für-Schritt: Einzelplatz („Cat Hole“)
- Werkzeug bereitlegen: kleine Schaufel/Trowel, reißfeste Tüte oder Drybag für Papier/Pack-out, Desinfektionsmittel, ggf. Katzenstreu/Biochar/Sägespäne zur Geruchskontrolle.
- Standort prüfen: Abflusslinien, Windrichtung (Lee), Abstand zu Wegen/Lager, Sichtschutz. Mindestens 70 m von Wasser.
- Loch graben: 15–25 cm tief, 15–20 cm Durchmesser. Oberste Vegetationsschicht als „Deckel“ beiseitelegen.
- Nutzung: Ziel möglichst zentral. Urin separat nebenan hält das Loch trockener (optional).
- Bedecken: Aushuberde mit etwas organischem Material (Laub) mischen, einfüllen, leicht verdichten. Vegetations-„Deckel“ auflegen und tarnen.
- Abfälle (Papier, Feuchttücher, Tampons, Kondome) grundsätzlich mitnehmen. Nichts davon verrottet zuverlässig.
- Hände/Tool reinigen: Händedesinfektion, Trowel abwischen oder abflämmen (wo sinnvoll/erlaubt).
4) Gruppenlatrine („Trench“): Wenn mehrere Personen bleiben
Für wiederholte Nutzung oder Gruppen eignet sich ein schmaler Graben. So bleibt der Platz kontrollierbar, und jeder „Abschnitt“ kann direkt nach der Nutzung mit Erde bedeckt werden.
- Abmessungen: Länge nach Bedarf, Breite 20–30 cm, Tiefe 20–25 cm. Sitzkante glatt schneiden, für Trittsicherheit sorgen.
- Fortschritt: Von einem Ende beginnen, jede Nutzung sofort mit Aushuberde bedecken und andrücken.
- Abschluss: Graben komplett verfüllen, Oberfläche grob strukturieren, Vegetationsreste zurück, keine Stolperkante hinterlassen.
Situation | Einzel-„Cat Hole“ | Trench-Latrine |
---|---|---|
Solo/kurzer Aufenthalt | optimal | unnötig |
Gruppe/mehrere Tage | unübersichtlich | kontrolliert und hygienischer |
Sehr flachgründiger Boden | schwierig | schwierig – Pack-out erwägen |
5) Pack-out („Mitnehmen“) – wo Grabung tabu ist
In Hochgebirge, auf Fels, in Permafrost, in Wüsten mit extrem geringer Zersetzung oder in Schutzgebieten ist das Mitnehmen der Ausscheidungen Standard. Spezielle Doppelsacksysteme mit Absorber und Bindemittel („WAG-Bags“) schließen Geruch und Keime sicher ein. Der Außenbeutel ist reißfest und kann transportsicher im Drybag verstaut werden. Papier, Feuchttücher und Hygieneartikel gehören immer in den Abfall – niemals ins Loch.

6) Sonderlagen nach Klima und Jahreszeit
Umfeld | Vorgehen | Begründung |
---|---|---|
Winter/Schnee | Pack-out bevorzugen; sonst in mineralischen Boden unter der Schneedecke graben, nicht in den Schnee | Gefrorener Boden und Schneeschmelze transportieren Keime weit; Zersetzung fast null |
Wüste/arid | Pack-out; alternativ nur in schattigen, organischen Inseln minimal graben | Sehr langsame Zersetzung, Wind-Erosion legt Ablagen frei |
Gebirge/Alpin | Pack-out; Uferzonen und Karst meiden | Dünne Böden, kurze Wege ins Wasser |
Temperierter Wald | Cat Hole/Trench nach Regeln, 15–25 cm | Aktiver Oberboden mit hoher mikrobieller Aktivität |
Naher Grundwasserspiegel/Sumpf | Pack-out | Hohe Kontaminationsgefahr |
7) Hygiene, Vektoren, Gesundheitsaspekte
Die wichtigsten Übertragungswege im Feld sind Hände, Fliegen und kontaminiertes Wasser. Nach jedem Toilettengang Hände desinfizieren oder gründlich mit Wasser und Seife waschen. Fliegen werden durch offene, nasse Ablagen angezogen – deshalb sofortige Abdeckung und trockene Haltung der Latrine. Bei Durchfallerkrankungen gilt: Pack-out, erhöhte Desinfektionsdisziplin, eigene Trinkwasseraufbereitung strikt einhalten. Menstruationsprodukte in dichte Beutel, niemals vergraben; Urin ist i. d. R. steril und kann getrennt an unkritischer Stelle versickern (Geruchskontrolle beachten).
8) Papier, Feuchttücher und Alternativen
- Toilettenpapier – in reißfestem Beutel mitnehmen. Auch „biologisch abbaubar“ zersetzt sich langsam und lockt Tiere an.
- Feuchttücher – grundsätzlich Pack-out. Sie enthalten Fasern und Zusätze, die im Boden nicht abgebaut werden.
- Natürliche Alternativen – glatte Blätter (sicher identifizieren), Moos, Schnee; anschließend Hände reinigen.
- Geruchskontrolle – eine dünne Lage trockener Erde, etwas Sägespäne oder Biochar nach der Nutzung bindet Feuchte und Geruch.
9) Häufige Fehler und sichere Korrekturen
Fehlerbild | Risiko | Korrektur |
---|---|---|
Zu nah am Wasser | Keime gelangen in Trinkwasser | Neuen Platz ≥ 70 m entfernt wählen, alte Stelle gut schließen |
Zu flach oder offen gelassen | Fliegen, Tiere tragen Material weg | Mindestens 15 cm Tiefe, sofortige Abdeckung, Boden andrücken |
Zu tief im mineralischen Unterboden | Sehr langsame Zersetzung | Im dunklen A-Horizont bleiben (15–25 cm), nicht „Keller graben“ |
Papier/Feuchttücher vergraben | Müll, Tiere ziehen es hervor | Immer Pack-out im dichten Beutel |
Grabung im Schnee/auf Eis | Transport mit Schmelzwasser | Pack-out oder in mineralischen Boden, nicht in Schnee |
10) Recht, Regeln, Social License
In vielen Schutzgebieten ist das Anlegen von Latrinen verboten oder nur an ausgewiesenen Stellen erlaubt. Vorab Regeln der Region prüfen. Auch ohne ausdrückliches Verbot gilt: keine sichtbaren Spuren, kein Geruch, kein Müll. Not-Toiletten nahe viel genutzter Pfade oder Biwakplätze verursachen Konflikte – der beste Ort ist diskret, weit ab, in geeigneter Bodenstruktur.
11) Mini-Entscheidungs-UI: „Was habe ich dabei?“
Schnellauswahl
Ergebnis: –
12) Praxis-Checkliste
- Abstand ≥ 70 m zu Gewässern, Senken und Quellen – Luftlinie und Fließwege beachten.
- Leicht erhöhte, humusreiche Stelle im Lee; kein Tierwechsel, keine Wurzelteller.
- Cat Hole 15–25 cm tief, Trench 20–25 cm – Aushub zur Abdeckung bereitlegen.
- Papier/Hygieneartikel immer mitnehmen. Hände/Tool desinfizieren.
- Pack-out in Wüste, Gebirge, Winter, Fels, Sumpf und wo Regeln es vorschreiben.
- Rückbau: verfüllen, leicht verdichten, Oberfläche strukturieren, Vegetation zurück – unsichtbar verlassen.
13) Kurze Fragen
Wie tief ist „richtig“? 15–25 cm, damit die aktive Oberbodenzone arbeitet und Insekten fernbleiben.
Was mache ich bei hartem, steinigem Boden? Pack-out. Notfalls flache Senke schaben und mit viel Erde/Laub abdecken – nur als Übergang, nicht wiederverwenden.
Darf ich Kalk/Asche nutzen? Grobe Mengen Kalk verlangsamen Zersetzung und sind für Bodenleben ungünstig. Dünne Ascheschicht zur Geruchsdämpfung ist möglich, aber nicht nötig.
Urin ins Loch? Besser separat – hält das Loch trockener. Bei Trench kann eine „Urin-Zone“ markiert werden.