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Blasen vorbeugen & versorgen – Tape, Entlastung, Hygiene

Fußblasen entstehen durch die Kombination aus Scherkräften, lokaler Druckspitze und Feuchtigkeit. Die gute Nachricht: Mit sauberer Vorbereitung, einem klaren Reaktionsschema und passendem Material lassen sich die meisten Fälle vermeiden oder früh beherrschen. Dieser Leitfaden erklärt die Mechanik, zeigt konkrete Vorbeugung am Schuh, an der Socke und an der Haut, beschreibt die sichere Versorgung unterwegs und liefert zwei kleine Werkzeuge: einen Tape-Zuschnitt-Rechner und eine Entscheidungs-UI, die einen Behandlungsplan ausgibt.

Grundprinzipien: Reibung reduzieren, Feuchte steuern, Druck verteilen, Hotspots früh behandeln, Hygiene wahren.

1) Entstehung: Mechanik und typische Auslöser

Wiederholte Scherkräfte verschieben Hautschichten minimal gegeneinander. Mikrorisse entstehen, Gewebsflüssigkeit sammelt sich, es bildet sich eine Blase. Feuchte Haut reibt stärker; zu enge oder zu weite Schuhe erzeugen Druckspitzen oder Schlupf. Fremdkörper (Kiesel, Falten) wirken als Reibungsverstärker. Lange Etappen ohne Pausen lassen Hotspots unbemerkt fortschreiten.

Risikofaktoren und direkte Gegenmaßnahmen
FaktorBeispielGegenmaßnahme im Feld
ScherkräfteFersen-SchlupfFersenhalt-Schnürung (Läuferknoten), Fersen-Tape
DruckspitzenNaht/EinlagenkanteDonut-Pad (Moleskin/Filz), Sohle glätten/wechseln
FeuchtigkeitSchwitzfuß, RegenSockenwechsel, Trocknen, Puder; okklusiv nur gezielt
MaterialfehlerFalten, KieselSofort entfernen, Socken glattziehen
ÜberlastungTourstart zu langEtappen staffeln, Pausen alle 60–90 Minuten

2) Vorbeugung Schritt für Schritt

2.1 Schuh und Passform

  • Fersenhalt prüfen: Im Bergab-Test darf die Ferse nicht spürbar „aufsetzen“ oder rutschen.
  • Vorfußspiel: 5–10 mm im Stand. Breite an Zehenbox anpassen; bei Druckspitzen Volumen durch Einlegesohlen feinjustieren.
  • Schnürung segmentweise anpassen: Vorfuß fester für Halt, Mittelfuß mittig, Schaft komfortabel; Läuferknoten an den obersten Ösen.

2.2 Socken und Schichtsystem

  • Nahtarme Funktionssocken in passender Größe. Keine Falten oder „Raupe“ unter dem Gewölbe.
  • Bei Schwitzfuß: Liner-Socke plus Außensocke testen. Wechselpaar griffbereit.

2.3 Feuchte managen

  • In Pausen Füße lüften, trockenreiben, kurz durchkneten. Puder sparsam, Vaseline nur punktuell an Reibzonen (nicht unter Tape).
  • Wasserdichte Socken/Überzieher erzeugen Mikroklima: nur zeitweise einsetzen, regelmäßig lüften.

2.4 Nägel und Hornhaut

  • Nägel gerade schneiden, leicht runden. Dicke Schwielen vorher glätten (nicht kurz vor Start „abschneiden“).

3) Hotspots erkennen und sofort stoppen

Ein Hotspot ist ein lokales Brennen mit beginnender Rötung. Vorgehen: Schuhe aus, Stelle trocknen, Socken glätten. Danach eine dünne Tape-Lage als Reibungspuffer oder bei klarer Druckspitze zusätzlich ein Donut-Pad aufkleben. Bewegungsprobe: keine Falten, keine Kanten, keine Taubheit.

Faustregel: Hotspot in zwei bis drei Minuten behandeln. Jede weitere Stunde Reibung erhöht das Risiko deutlich.

4) Tape-Layouts und Zuschnitt

Tape haftet nur auf trockener, fettfreier Haut. Kanten abrunden, moderate Spannung wählen, Enden nicht auf starker Beugung platzieren. Nach dem Aufbringen anreiben (Wärme verbessert Haftung). Im Regen zusätzlich mit Fixierband sichern.

Praktische Layouts
ZoneLayoutHinweise
Ferse 2–3 horizontale Streifen um die Fersenmitte, 1 U-Streifen von der Sohle über die Achillessehne Kanten abrunden, Falten an der Fersenkuppe vermeiden, Test im Zehengang
Achillessehne Ein Längsstreifen mittig, zwei Entlastungsstreifen seitlich Nur leichte Vorspannung, keine Einschnürung
Großer Zeh Schmaler „half wrap“, Enden oben (dorsal) überlappen Keine komplette Umschnürung, Durchblutung prüfen
Zehballen Donut aus Moleskin/Filz, darüber dünnes Tape Loch exakt über der schmerzhaften Stelle zentrieren

Mini-Rechner: Zuschnitt für Fersen-Tape (Richtwerte)

Ergebnis: –


5) Versorgung unterwegs: geschlossen, offen, infiziert

5.1 Geschlossene Blase (intakte Haut)

  • Hotspot-Plan anwenden: Donut-Pad + dünnes Tape darüber, oder Hydrokolloid-Pflaster passend zuschneiden und sorgfältig versiegeln.
  • Bei starker Druckbelastung: Entlastung durch Donut auch über Hydrokolloid legen (Pflaster nicht perforieren).

5.2 Große, gespannte Blase: sterile Drainage und Entlastung

  • Nur wenn die Spannung Gehen unmöglich macht. Hände reinigen, Nadel/Skalpell desinfizieren (Hautantiseptikum, nicht nur Feuer). Seitlich am Blasenrand kleine Öffnung, Flüssigkeit ausdrücken, Dach liegen lassen.
  • Saugendes Pad auflegen, darüber Donut, dann Fixier-Tape. Täglich wechseln, sauber halten.

5.3 Offene oder eingerissene Blase

  • Spülen (sauberes Wasser/NaCl), vorsichtig trocken tupfen, antiseptisches Wundgel dünn. Nicht mit Salben „zukleistern“.
  • Saugende Kompresse, Donut-Pad, Fixierung. Bei Verschlechterung (Rötung, Wärme, Pochen, Eiter, Fieber) ärztlich abklären.
Warnzeichen für Infektion: zunehmende Rötung, Überwärmung, pochender Schmerz, eitriges Sekret, Fieber, rot verlaufende Lymphbahn. In diesen Fällen: Tour abbrechen und ärztliche Beurteilung.

6) Entscheidungs-UI: Was tun in meinem Fall?

Schnellplan erstellen

Ergebnis: –


7) Hygiene, Wechselintervalle, Rückkehr zum Gehen

  • Material sauber halten; Hände vor dem Verbinden desinfizieren, nachher erneut.
  • Hydrokolloid: nur auf trockener, nicht infizierter Wunde; mehrere Tage belassen, wenn Rand dicht bleibt und keine Schmerzen zunehmen.
  • Donut und Tape täglich prüfen; bei Durchfeuchtung wechseln. Bei Regen zusätzlich abdichten.
  • Schrittfrequenz kurz, Tritt weich, Tempo reduzieren. Pausen alle 60–90 Minuten, Kontrolle des Verbands.

8) Minimal-Set für Touren

Gewichtsarme, praxiserprobte Auswahl
TeilZweckHinweise
Leukoplast/Leukotape 25–38 mmReibungspuffer/FixierungKanten abrunden, anreiben
Moleskin/Filz (selbstklebend)Donut-EntlastungLoch sauber zentrieren
Hydrokolloid-PflasterGeschlossene/oberflächliche BlasenNur sauber und trocken applizieren
Alkoholtupfer/HautantiseptikumReinigung/DesinfektionNadel/Skalpell desinfizieren
Kleine Schere/SkalpellZuschnitt/DrainageSicher verpacken
Saugende KompressenOffene BlasenMit Tape fixieren

9) Häufige Irrtümer kurz erklärt

  • „Immer aufstechen“: Nur bei starker Spannung und sauberer Technik. Dach möglichst belassen.
  • „Vaseline unter jedes Tape“: Reduziert Haftung. Wenn, dann nur neben der Tape-Zone als Gleitfilm.
  • „Hydrokolloid auf jede Wunde“: Nicht bei infizierten oder stark nässenden, verschmutzten Wunden.

Passender Kurs

Von Thüringen über NRW bis Schweden: Die Übersicht zeigt, welche Kurse aktuell laufen und wohin die jeweiligen Schwerpunkte gesetzt sind.: Kursprogramm ansehen

Survival-Tipp

Nr. 204: Improvisierte Zeltbahn aus Naturmaterial

Weißt du schon? Auch ohne Plane kannst du mit Naturmaterialien eine funktionale Zeltbahn improvisieren.

Praxis: Breite Rindenstücke, große Blätter (Schilf, Bananen) oder Grasmatten zu einer Fläche binden. Mit Ranken oder Schnur an Ästen fixieren, wie eine Plane aufspannen. Je dichter die Überlappung, desto wasserdichter das Dach. Vorteil: nahezu unbegrenztes Material, geräuschlos im Aufbau. Ideal bei längerem Aufenthalt ohne Ausrüstung. Stangenrahmen binden (Spierenstich), Rinde/Äste überlappend von unten nach oben legen. Windseite zuerst schließen; Abspannpunkte gegen Scheuern schützen.

Typische Fehler: Blätter zu dünn wählen, ungleichmäßig binden oder Dach zu flach spannen. Folge: Wasser dringt ein. Überlappung falsch herum (Wasser läuft ein), zu steiler Winkel, keine Lastverteilung.

Praxis-Tipp: Nimm dir Zeit für mehrere Schichten – jede zusätzliche Lage erhöht den Schutz. Eine Seite offen lassen für Zugluftkontrolle und Sicht auf das Feuer.