Trinkwasser aus stehendem Gewässer in einer Survival Situation verwenden

  • In einer echten Überlebenssituation kann der Fund eines stehenden Gewässers wie ein Segen erscheinen – und gleichzeitig eine ernste Gefahr darstellen. Wer durstig ist, neigt dazu, die Risiken zu unterschätzen. Doch gerade in stillen Gewässern sammeln sich Krankheitserreger, giftige Stoffe und organische Zersetzungsprodukte an. Für Survivalisten ist deshalb entscheidend: Wasser muss nicht nur gefunden, sondern auch so aufbereitet werden, dass es sicher trinkbar ist.


    Warum stehendes Wasser problematisch ist

    Anders als Bäche oder Flüsse, die durch ständige Bewegung Sauerstoff eintragen und Schwebstoffe fortspülen, bieten stehende Gewässer ideale Bedingungen für die Vermehrung von Mikroorganismen. Organisches Material wie Blätter, Algen oder Tierkadaver sinkt auf den Grund, zersetzt sich und gibt Nährstoffe frei – ein perfekter Nährboden für Bakterien, Protozoen und Algenblüten.

    In tropischen und warmen Regionen können sich Krankheitserreger innerhalb weniger Stunden explosionsartig vermehren. Selbst in kalten Gebieten bleibt das Risiko hoch, da viele Mikroben Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt gut überstehen.


    Biologische, chemische und physikalische Gefahren

    Gefahr / ErregerTypHerkunft & BeispielquellenMögliche Auswirkungen
    E. coli, SalmonellaBakterienTierkot, Abwasser, Vogelkot auf der OberflächeDurchfall, Bauchkrämpfe, Fieber
    Giardia lamblia, Cryptosporidium parvumProtozoenWildtierkot, OberflächenabflussLanganhaltende Durchfälle, Gewichtsverlust
    Hepatitis A, NorovirusVirenMenschliche Fäkalien, verseuchte LagerplätzeLeberentzündung, akute Magen-Darm-Erkrankungen
    Cyanobakterien (Blaualgen)ToxineWarmes, nährstoffreiches WasserLeber- und Nervenschäden
    Pestizide, SchwermetalleChemische StoffeLandwirtschaft, IndustrieabwässerLangfristige Organschäden
    Sedimente, SchwebstoffePhysikalischErosion, Aufwirbelung durch Tiere/WindBindung von Keimen, erschwerte Desinfektion

    Faktoren, die die Wasserqualität beeinflussen

    • Tiefe und Größe des Gewässers: Flache, kleine Tümpel sind stärker aufgeheizt und verkeimt. Tiefe Gewässer können unten sauerstoffarm und faulig sein.
    • Zuflüsse und Abflüsse: Ein kleiner Zulauf kann Frischwasser bringen – oder Keime, je nach Herkunft.
    • Vegetationsgürtel: Schilf und Algen speichern Nährstoffe und können Cyanobakterien begünstigen.
    • Tieraktivität: Wasserstellen mit häufigem Wildwechsel sind fast immer stark belastet.
    • Jahreszeit: Sommer und Regenzeiten verstärken Keimdruck, Winter verlangsamt ihn, eliminiert ihn aber nicht.

    Methoden zur Wasseraufbereitung im Survival-Kontext

    Im Survival-Bereich gibt es eine Vielzahl von Techniken – von hochmodernen Filtern bis hin zu improvisierten Notlösungen. Die wirksamste Strategie ist der Mehrbarrieren-Ansatz, also das Kombinieren mehrerer Methoden.

    MethodeWirksam gegenVorteileNachteile / Grenzen
    AbkochenBakterien, Viren, ProtozoenEinfach, keine Chemie nötigHoher Brennstoffbedarf, Zeitaufwand
    Chemische Desinfektion (Chlor, Jod)Bakterien, VirenLeicht transportierbar, schnellGeschmack, eingeschränkt bei Protozoen
    Keramik- oder HohlfaserfilterBakterien, ProtozoenLange Lebensdauer, kein ChemiegeruchViren zu klein, Reinigung nötig
    UV-Behandlung (Gerät, SODIS)DNA aller ErregerKeine Chemie, einfache AnwendungNur bei klarem Wasser wirksam
    AktivkohlefilterChemikalien, GeruchReduziert Pestizide und SchwermetalleMuss mit Keimabtötung kombiniert werden
    Improvisierter Sand-/KiesfilterSchwebstoffe, teils KeimeMit Naturmaterialien baubarKeine vollständige Desinfektion
    Heiße Steine ins Wasser legenHitzeabtötung von KeimenOhne Topf möglich, wenn Steine geeignetBruchgefahr der Steine, nicht so effektiv wie Kochen
    Steinreibung zur SedimentbindungTrübung reduzierenBindet Schwebstoffe an mineralische PartikelKein Ersatz für Keimabtötung
    SolardestillationAlle Keime, viele ChemikalienUnabhängig von BrennstoffLangsam, geringe Ausbeute

    Improvisierte Techniken aus Survival-Sicht

    1. Trichterfilter aus Naturmaterialien
      Ein Hohlraum (z. B. Birkenrinde, abgeschnittene Flasche) wird schichtweise mit grobem Kies, feinem Sand und Holzkohle gefüllt. Wasser läuft langsam hindurch, Schwebstoffe und ein Teil der Mikroorganismen bleiben hängen.
    2. Steinreibung im Wasser
      Durch das Aneinanderreiben bestimmter Gesteine im Wasser können Mineralpartikel freigesetzt werden, die Schwebstoffe binden und zu Boden sinken lassen. Dies verbessert die Klarheit vor einer weiteren Behandlung.
    3. Heiße Steine als Kochersatz
      In Ermangelung eines Metallgefäßes können trockene, saubere Steine im Feuer erhitzt und in ein ausgehöhltes Holzgefäß oder eine Tierhaut mit Wasser gelegt werden. Mehrmaliges Austauschen der Steine kann das Wasser zum Kochen bringen.
    4. Solardestillation
      Besonders nützlich bei chemisch belastetem Wasser: Eine Folie über einer mit Wasser gefüllten Grube kondensiert Wasserdampf, der in einem Sammelgefäß abtropft.

    Risikoabwägung verschiedener Wasserquellen

    QuelleRisiko unbehandeltRisiko nach AufbereitungAnmerkung
    Klarer GebirgsbachMittelNiedrigBevorzugen, wenn vorhanden
    Großer SeeHochMittel bis niedrigMitte oder windoffene Uferbereiche nutzen
    Kleiner TümpelSehr hochMittelNur im Notfall, vollständige Aufbereitung zwingend
    Regenwasser (klar)MittelNiedrigGute Alternative, trotzdem filtern/abkochen
    SchmelzwasserMittelNiedrigGeringe Keimzahl, aber oft Sedimente enthalten

    Survival-Praxis-Tipp

    In echten Notsituationen ist Wasseraufbereitung immer auch eine Frage der Ressourcen: Brennstoff, Zeit, verfügbare Behältnisse und Witterung spielen eine Rolle. Wer clever kombiniert – etwa Vorfiltern mit Sand/Kohle, danach kurzes Abkochen und abschließend chemische Desinfektion – erreicht oft mit wenig Aufwand eine hohe Sicherheit.

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