️Wie wichtig ist Salz wirklich fürs Überleben?

  • Hallo,

    mir geht seit ein paar Tagen eine Frage durch den Kopf, die man immer wieder mal hört – gerade wenn’s um Krisenvorsorge oder längere Touren geht:

    Wie wichtig ist Salz wirklich, wenn’s ums Überleben geht?

    Ich meine nicht als Würzmittel, sondern ganz konkret für den Körper.
    Klar, man liest überall, dass der Mensch nicht ohne auskommt. Aber:
    Wie lange geht’s tatsächlich ohne?
    Was passiert, wenn man tagelang schwitzt, aber kein Salz nachführt?
    Und wie realistisch ist es überhaupt, draußen an Salz zu kommen, wenn man nichts dabeihat?

    Ich frage das, weil ich gerade wieder an meiner Ausrüstung feile – und mich frage, ob es sinnvoll ist, ein kleines Tütchen Salz standardmäßig einzupacken.
    Nicht fürs Frühstücksei, sondern für den Fall, dass es ernst wird.

    Hat jemand von euch dazu schon praktische Erfahrungen gemacht?
    Also z. B. nach mehrtägigen Touren, körperlicher Belastung, Hitze?
    Gab’s spürbare Effekte – Krämpfe, Konzentrationsprobleme, etc.?

    Und was ist mit dem Thema Konservieren?
    Nutzt ihr Salz für Fleisch, Fisch oder Gemüse auf Touren? Oder spielt das bei euch keine Rolle?

    Bin gespannt, was ihr denkt.
    Vielleicht ist es ja total überschätzt – oder eben doch was, was man nicht unterschätzen sollte.

  • Der menschliche Körper braucht Natrium für die Regulation des Wasserhaushalts, die Erregbarkeit von Muskel- und Nervenzellen und die Osmose zwischen Zellinnenraum und -außenraum. Fällt der Natriumspiegel zu stark ab, sprechen wir von Hyponatriämie – und das ist keine akademische Diskussion, sondern ein sehr reales Problem bei längerer körperlicher Belastung, insbesondere unter Hitzeeinwirkung.

    Wer draußen unterwegs ist, verliert je nach Intensität der Aktivität und Umgebungstemperatur schnell zwischen 2 und 5 Liter Schweiß pro Tag. Mit jedem Liter gehen ca. 1–1,5 g Natriumchlorid verloren. Bei Hitzetouren oder körperlich fordernden Märschen im Sommer kann der Natriumverlust also innerhalb von 2–3 Tagen bei 10–15 g liegen – das ist bereits ein Bereich, in dem Symptome auftreten können.

    Typische Anzeichen beginnen oft schleichend mit Müdigkeit, Kopfdruck, Reizbarkeit, dann kommen Muskelzucken oder Krämpfe hinzu, bis hin zu Koordinationsproblemen oder im schlimmsten Fall Kreislaufzusammenbruch. Kritisch wird es vor allem dann, wenn man ausschließlich mit „reinem“ Wasser nachfüllt – also z. B. Flusswasser, Regenwasser oder destilliertes Wasser. Das verdünnt den Natriumspiegel im Blut weiter, obwohl die Wasserversorgung vermeintlich gesichert ist.

    Viele denken bei Elektrolytverlust zuerst an Magnesium oder Kalium, weil das auf Sportgetränken so kommuniziert wird – aber in einem Survival- oder Krisenszenario ist schlichtes Salz das Relevante. Magnesiumverluste treten deutlich langsamer auf und sind in unseren Breitengraden über Wildpflanzen, Nüsse oder Hülsenfrüchte leichter kompensierbar. Natrium hingegen ist in der freien Natur extrem schwer verfügbar.

    Die Frage, wie realistisch es ist, draußen an Salz zu kommen, wenn man nichts dabei hat, lässt sich ziemlich eindeutig beantworten: In mitteleuropäischen Breiten ist das nahezu ausgeschlossen.

    Natrium ist in der Natur selten frei verfügbar, vor allem fernab von Küstenregionen. In den meisten Biotopen liegt der natürliche Salzgehalt von Oberflächenwasser und Pflanzenresten weit unter dem, was für den menschlichen Organismus brauchbar wäre. Selbst Tiere nehmen Salz aktiv auf – nicht weil es so leicht zu finden ist, sondern weil sie es müssen.

    Ein paar Beispiele zur Einordnung:

    • Wald- und Bergregionen: Dort sind natürliche Salzquellen extrem selten. Wildtiere decken ihren Bedarf über mineralhaltige Erde, Lecksteine (die oft von Menschen platziert werden) oder durch das Fressen von Blut und Innereien. Für den Menschen ist dieser Weg nicht praktikabel oder sicher.
    • Küstenregionen: Meerwasser enthält rund 35 g Salz pro Liter – für den direkten Konsum ungeeignet, aber theoretisch lässt sich über Verdunstung (z. B. durch Abkochen in einer flachen Schale oder improvisierte Solardestillation) reines Salz gewinnen. In Mitteleuropa hat man auf Tour aber selten Zugang zu Küsten oder Salzwiesen.
    • Sumpfgebiete und salzhaltige Böden: In speziellen geologischen Zonen (etwa in Teilen Ostafrikas, des Nahen Ostens oder Südamerikas) sind Böden und Gewässer leicht salzhaltig – in Mitteleuropa ist das nicht der Fall. Selbst dort müsste das Wasser erst durch kontrollierte Verdunstung oder Filtration aufbereitet werden.
    • Tierblut und Innereien: Ja, Blut enthält Salz – aber in geringen Mengen. Ein Liter Blut enthält etwa 9 g Salz. Das ist physiologisch wertvoll, aber realistisch nur eine Notlösung, wenn man bereits Wild erlegt und verarbeitet. Zudem ist die mikrobiologische Belastung hoch und ohne Erhitzung riskant.
    • Holzasche: Manche Survivalquellen empfehlen, Holzasche in Wasser einzurühren, um Elektrolyte zu lösen. Das kann Kalium und andere Mineralien liefern, aber kaum nennenswerte Mengen Natrium. Zudem ist der Geschmack widerlich und die Verträglichkeit schlecht – eher ein Verzweiflungsakt als eine belastbare Maßnahme.

    Ein kleines Tütchen Salz (z. B. 20–30 g) im Notfallkit oder irgendwo im Deckelfach des Rucksacks fällt vom Gewicht her nicht ins Gewicht – aber es kann im Ernstfall entscheidend sein. Auch wenn man es vielleicht nie braucht, ist es eine Absicherung gegen ein Problem, das man nicht unterwegs beheben kann, wenn es einmal auftritt.

    Wer länger draußen ist, körperlich gefordert wird, schwitzt oder in einer Situation ist, in der Nahrung knapp ist und Wasser aus natürlichen Quellen stammt – der sollte Natrium im Blick behalten. Die Relevanz steigt mit jedem Tag draußen ohne strukturelle Versorgung.

    Nur Wasser ist nicht genug.

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