Ist Survivaltraining mit Kindern sinnvoll?

Zusammenfassung

Darüber diskutieren die Nutzer: Die Frage, was Kinder im Freien lernen können, geht über grundlegende Überlebenstechniken hinaus und umfasst auch Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten. Während einige Nutzer betonen, dass das einfache Spiel mit Naturmaterialien oft lehrreicher ist als strukturierte Aktivitäten, heben andere die Bedeutung von Freiraum hervor, in dem Kinder selbstständig experimentieren können. Es wird angeregt, die Perspektive zu wechseln und Kinder zu kleinen „Survival-Guides“ zu machen, um ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Insgesamt zeigt die Diskussion, dass das Spiel im Freien nicht nur lehrreich, sondern auch eine Quelle für Abenteuer und Kreativität ist.
  • Moin miteinander,
    in letzter Zeit beschäftigt mich die Frage, was Kinder eigentlich im Freien lernen können, abgesehen von den offensichtlichen Dingen wie Überlebenstechniken oder Naturwissen.
    Vor kurzem war ich mit meiner Tochter im Wald unterwegs, und während sie einen absurd großen Stock mit nach Hause schleppen wollte, kam mir plötzlich die Alltagsferne unserer Erziehung zu Bewusstsein: Warum frägt sie nicht, was wir dabei „lernen“ könnten? In der Natur geht es ja anscheinend nicht nur um Wissen oder Skills, sondern auch um emotionale Prozesse wie Selbstwirksamkeit, Kontemplation oder sogar Spiritualität (so es den Begriff denn gibt).
    Deshalb stelle ich mir jetzt ernsthaft die Frage, ob wir im Rahmen von Survivaltraining vielleicht auch viel „unnötiges“ Lernen ermöglichen können, also Erlebnisse, die keinen technischen oder kognitiven Nutzen haben, die aber einfach schön sind und das kindliche Wohlbefinden fördern.

    Ich weiß, das klingt jetzt total esoterisch, und ich möchte auch nicht als der Hyper-Papa dastehen, der jedes Spiel seiner Tochter für eine pädagogische Maßnahme hält. Aber ich habe gerade das Gefühl, dass wir manchmal (oder oft?) die Schönheit und Freiheit des Unstrukturierten in unserer Erziehung völlig vernachlässigen.
    Deshalb meine Frage an euch: Wie steht ihr dazu? Gibt es für euch im Freien Lernen, das über (Überleben)Skills hinausgeht? Und wie könnten wir das vielleicht mehr „zulassen“, sowohl in uns selbst als auch in unseren Kindern? Ich bin echt neugierig auf eure Gedanken.
    LG,
    Maverick

  • Hey Maverick und alle anderen,

    du hast da echt einen spannenden Punkt angesprochen! Neben den offensichtlichen Überlebensfähigkeiten gibt es beim Survivaltraining so viel mehr für Kinder zu entdecken. Stell dir vor, wie das Knacken eines Zweiges unter den Füßen bei einem Spaziergang durch den Wald das Herz zum Hüpfen bringen kann. Dieses Gefühl von Abenteuerlust und Freiheit ist für Kinder unschätzbar. Außerdem fördert es die Verbindung zur Natur und schärft die Sinne, während sie spielerisch lernen, ihre Umgebung wahrzunehmen. Das gemeinsame Feuermachen oder der Bau eines Unterschlupfs kann zudem das Vertrauen und den Teamgeist stärken, was jenseits von jeder kognitiven Fertigkeit liegt.

    Und was ist mit den Momenten der Stille, in denen ein Kind einfach in den Himmel schauen und die Wolken beobachten kann? Diese Zeiten der Kontemplation können eine tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit bringen, die in unserer hektischen Welt oft verloren gehen. Vielleicht liegt der wahre Wert des Survivaltrainings darin, diese Momente zu schaffen, Erlebnisse, die das Herz berühren und die Seele nähren. Was glaubt ihr, wie könnte man solche Erfahrungen noch bewusst in den Alltag integrieren, um eine tiefere Verbindung zur Natur und zu uns selbst zu fördern?

  • Survivaltraining mit Kindern war bei uns echt eine gute Erfahrung und ist für uns mehr als nur Feuer machen und Unterschlupf bauen. Ich finde, es ist eine Chance, Kinder in ihrer natürlichen Neugier zu fördern und sie ermutigt, die Welt um sich herum mit allen Sinnen zu erkunden. Bei dem ganzen Digital-Kram heutzutage kann das Training in der Wildnis einen wohltuenden Ausgleich bieten. Kinder lernen nicht nur praktische Fähigkeiten wie das Identifizieren von essbaren Pflanzen oder das Errichten eines Lagers, sondern sie erleben auch wertvolle Lektionen in Sachen Teamarbeit, Problemlösung und Selbstvertrauen. Während sie lernen, Herausforderungen in der Natur zu meistern, stärken sie ihre Resilienz und gewinnen Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten.

    Doch es sind nicht nur die praktischen Fertigkeiten, die wichtig sind. Wie du bereits angedeutet hast, gibt es einen emotionalen und spirituellen Aspekt, den wir nicht unterschätzen sollten. Die Natur bietet eine Fülle von Momenten der Ruhe, in denen Kinder die Gelegenheit haben, sich selbst zu spüren und das Wunder der natürlichen Welt zu erleben. Diese Kontemplation kann zu einem tieferen Verständnis von sich selbst und ihrer Umwelt führen. Zu beobachten, wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte flattert, oder dem Rauschen eines Baches zu lauschen, kann eine Art von kindlicher Achtsamkeit fördern, die oft im hektischen Alltag verloren geht.

    Survivaltraining kann auch die Vorstellungskraft und Kreativität der Kinder anregen. Wenn sie aus einfachen Mitteln Werkzeuge oder Unterschlüpfe bauen, lernen sie, lösungsorientiert zu denken. Solche Erfahrungen tragen dazu bei, Kinder auf eine Weise zu fördern, die über das rein Materielle hinausgeht. Es lehrt sie, Ressourcen sinnvoll zu nutzen und kann ihnen ein nachhaltigeres Denken vermitteln. In der Natur gibt es keinen vorgefertigten Plan, sie müssen lernen, spontan und kreativ zu handeln.

    Abschließend frage ich mich: Welche Erfahrungen in der Natur haben euch oder eure Kinder am meisten geprägt? Und wie können wir, sowohl als Eltern als auch als Erzieher, solche Erlebnisse gestalten, um die Verbindung unserer Kinder zur Natur zu stärken und ihre ganzheitliche Entwicklung zu fördern? Ich freue mich darauf, eure Ansichten zu hören und hoffe auf eine anregende Diskussion, die uns alle inspiriert, die Schönheit und Komplexität des natürlichen Lernens weiter zu erkunden.

  • Gerade wenn’s ums Survivaltraining mit Kids geht, denke ich oft an diese völlig unplanbaren Momente, wie wenn mein Sohn letztens beim Bau einer Mini-Zipline erst gescheitert ist und dann doch eine mega kreative Lösung gefunden hat. Das sind die Augenblicke, wo es nicht nur um „überleben“ geht, sondern um tüfteln, Fehler machen dürfen, improvisieren lernen… und Riesenspaß! Manchmal ist’s sogar wichtiger, den Kindern Raum für eigene Ideen (oder kleine Katastrophen) zu lassen, statt strikt am Trainingsplan zu hängen. Der Lagerplatz wird dann eben schiefer, aber das Lachen bleibt länger in Erinnerung. 😅

  • Also wenn ich ehrlich bin, ich hab irgendwann gemerkt: Kids brauchen im Wald manchmal einfach nur einen Bach und einen Stock, und zack, schon wird aus Survivaltraining eine Mischung aus Matschküche, Brückenbau und Weltrettungsmission à la „Wir fangen den Regenbogenfisch“. Da lernt man, dass ein bisschen Nasswerden und Rumprobieren oft mehr hängenbleibt als jede PowerPoint über essbare Beeren. Manchmal frage ich mich, ob wir Erwachsenen da nicht viel zu verkopft sind und die kleinen Alltagsabenteuer völlig unterschätzen. 🌲

    Wie handhabt ihr das eigentlich, gebt ihr euren Kindern im Camp lieber eine „Mission“, oder lasst ihr sie einfach mal machen und gucken, was passiert?

  • Ich hab beim Lesen grad gedacht: Ist doch eigentlich verrückt, wie schnell man in die „Lehrmeister-Falle“ tappt. Ich hab schon erlebt, dass Kinder beim Survivaltraining mehr lernen, wenn ich mich mal bewusst zurückhalte und einfach das Chaos zulasse, da wird aus dem geplanten Wasserfiltern plötzlich ein Wettbewerb, wer den coolsten Schlammfilter bastelt (funktional? meistens Fehlanzeige, aber Spaßfaktor halt gigantisch). Ich glaub, dieses „Entdecken dürfen“ ist für Kids fast das Wertvollste überhaupt, selbst wenn am Ende die Socken klitschnass sind... 😆

  • Wie wär’s eigentlich, das klassische Survivaltraining mit Kindern mal „umzudrehen“? Also statt dass wir Großen zeigen, „wie’s richtig geht“, könnten wir auch bewusst die Kids zu kleinen Survival-Guides machen, die dürfen dann selbst ausdenken, wie sie ein Lager bauen würden oder was für verrückte Überlebenstricks sie kennen (auch wenn das am Ende ein „Zaubertrank aus Blättern & Matsch“ ist). Ich frag mich eh oft, wie viel kreatives Denken und Selbstvertrauen da entstehen könnte, wenn wir uns mehr zurücknehmen und (mal ehrlich) auch einfach mitspielen.

  • Ich denke oft, wir unterschätzen total, wie viel Kinder sich selbst beibringen, wenn wir sie überhaupt mal lassen. Also nicht nur beim klassischen Survivaltraining, sondern vor allem dann, wenn es im Wald einfach kein festgebranntes Ziel gibt. Ich habe damals in einem Workshop beobachtet, wie ein Junge ewig an einem abgebrochenen Taschenmesser rumgetüftelt hat – für mich als Erwachsener war das Ding quasi „kaputt“. Der Junge hat sich dann aber eine Schnur gebaut, Griff improvisiert, hat mit Stöcken experimentiert… und am Nachmittag war sein „kaputtes“ Messer das Mittelpunkt von so einer richtigen Kinder-Bastelgruppe. Am Ende ging’s gar nicht mehr ums Schnitzen, sondern um Problemlösung, Kommunikation, Frustration – also so Sachen, für die es kein Handbuch gibt.

    Wenn draußen plötzlich die dunklen Wolken aufziehen oder es im Gebüsch raschelt, merken Kids recht schnell: Nicht alles läuft nach Plan. Survivaltraining kann ihnen beibringen, mit solchen Situationen umzugehen – aber, und das find ich wichtig, nicht unbedingt immer nur im Modus von „ich zeig jetzt eine Technik“. Ich hab mal gesehen, wie ein Mädchen einfach mitten in der Nacht den Mut gesammelt hat, mit einer Taschenlampe kurz ums Zelt zu gehen, weil sie wissen wollte, ob der „Waldgeist“ jetzt kommt... Nichts passiert, aber hinterher hat sie richtig gestrahlt, wie besiegt. Daraus nehmen die oft mehr mit, als aus einer perfekten Knotenanleitung oder so. Angst ist ja auch irgendwie ein Lehrer.

    Was gehört für mich zum Survival mit Kindern dazu? Vielleicht manchmal auch das ganz Banale: aushalten, dass sie sich langweilen. Einmal im Schwarzwald, meine Nichte hatte keine Lust auf wilde Erlebnisse, sondern hat eine Stunde Baumrinde von einem umgefallenen Baum gepult… Ich dachte erst, ich müsste jetzt irgendeinen Programmpunkt starten, aber am Ende war das ihre eigene Entdeckung. Durchhalten, warten, Dinge nochmal anders denken – ich glaube, das ist mindestens so „wertvoll“ wie ein Zelt aus Planen oder ein Feuerstahl.

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